Evangelische Jugendarbeit bis 1933
Die
evangelische Jugendarbeit war zunächst vor allem durch den
protestantischen Pietismus geprägt. Als Gründerväter dieser Glaubensrichtung,
die aus dem 18. Jahrhundert stammt, sind August Hermann Francke und Ernst
Gottlieb Woltersdorf zu nennen. Aus ihrem Umfeld heraus entstanden im 19.
Jahrhundert die ersten evangelischen Jünglingsvereine (CVJM).
Seit Beginn der 1920er
Jahre bestimmten zwei große evangelische Jugendverbände das Bild der
evangelischen Jugend: der Reichsverband der Evangelischen Jungmännerbünde
Deutschlands (kurz: Jungmännerwerk) und die evangelische weibliche Jugend
Deutschlands (kurz: Jungmädchenwerk). Gegen Ende der Weimarer Zeit hatten diese
beiden großen Verbände jeweils mehr als 250.000 Mitglieder. Alle übrigen
Gruppierungen der evangelischen Jugend, die mit diesen großen Verbänden
entweder kooperierten oder sich bewusst von ihnen absetzten, zählten
zusammengenommen etwa weitere 200.000 Mitglieder. Während das Jungmännerwerk
straff und zentralistisch organisiert war, zeichnete sich der Mädchenverband
stärker durch seine Integration in die lokale Gemeindearbeit aus. Der Leiter des
Jungmännerwerks war zugleich „Sprachrohr" für die gesamte evangelische
Jugend, was insbesondere galt, als ab 1922 eine allgemeine Zusammenführung der
Verbände angestrebt wurde. 1926 wurde dann erstmals der „Ausschuss der
deutschen evangelischen Jugendverbände" gewählt.
Eine
Darstellung der Geschichte der evangelischen Jugend sieht sich mit der
Problematik konfrontiert, dass eine klare Trennung der einzelnen Strömungen und
Gruppierungen kaum möglich ist. Hinzu kommen noch große regionale Unterschiede
in der Struktur der Jugendarbeit. Hier erfolgt eine Konzentration auf die
Geschichte und Entwicklung dreier Strömungen innerhalb der evangelischen
Jugend, nämlich auf die Jungmännervereine (CVJM), die Bibelkreise (BK) und
die Christliche Pfadfinderschaft (CP). Nach 1933 beanspruchte die
„Hitlerjugend“ den Alleinvertretungsanspruch für den Jugendbereich.
Insgesamt
zeigte sich die Führung des Jungmännerwerkes für den Nationalsozialismus
zunächst sehr aufgeschlossen. Im Westbund, dem Dachverband der
westdeutschen CVJM-Vereine, gab es hingegen auch deutliche Ablehnung, wobei
sich unter anderem Pfarrer Johannes Busch als Leiter des Westbundes
bald auf die Seite der Bekennenden Kirche stellte. Die
„Anfälligkeiten“ für die NS-Politik war in den örtlichen Vereinen mal mehr bzw.
weniger ausgeprägt.
Deutschlandweit
erfolgte 1934, auch in Unterhausen, die zwangsweise Eingliederung des CVJM in
die Hitlerjugend. Die Aktivität des hiesigen CVJM konzentrierte sich ab diesem
Zeitpunkt auf s.g. Bibelarbeiten, dieses war erlaubt. Alle anderen
Vereinsangebote waren offiziell verboten. Erst nach dem 2. Weltkrieg, im April
1948, konnte der CVJM Unterhausen wieder seine Vereinsarbeit in vollem Umfang aufnehmen.
Postkarte von 1929 + eArchiv: Dieter Bertsch
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