In Holzelfingen werden kräftig die Mostfässer sauber geschrubbt, damit der Most darin reifen kann.
Personen: Mit Hut -> Heinrich Bertsch / Bruder des Hermann Bertsch und Manfred Vöhringer mit seiner Mutter.
Die Geschichte des Mostes lässt sich ab dem Mittelalter verfolgen: Der Apfel kam ursprünglich als Strauchfrucht, ähnlich der Stachelbeere, aus Kleinasien nach Europa. Der Obstbestand blieb lange Zeit auf die Klöster beschränkt. Den Mönchen gelang es, viele bodenbeständige Sorten zu züchten und zu veredeln. Trotzdem führte der Most bis zum Dreißigjährigen Krieg ein Schattendasein. Der Wein hatte im Abendland eine wesentlich ältere Tradition und sein Anbau war sehr verbreitet. Der Most diente bestenfalls als Mischung um den Wein zu strecken.
Auch war der Obrigkeit zu Beginn der Neuzeit wenig daran gelegen das Mostgetränk aufkommen zu lassen, denn am Wein war mehr verdient. Der Wein unterlag dem "großen Zehnten", der an das Staatssäckel abzuführen war, der Most hingegen dem "kleinen Zehnten", den der Klerus abbekam. Die Obrigkeit erklärte 1650 den Most - um ihre Einnahmen zu halten - für schädlich für die Untertanen und sandte "Mostschnüffler zur Hausdurchsuchung" aus. Im Laufe der Zeit wurde die Mostgesetzgebung liberalisiert und der Obstanbau intensiviert.
In Zedlers Universallexikon von 1741 heißt es von den Mostäpfel: Sie "haben einen häßlichen herben Geschmack, der einem das Maul zusammen zeucht und verwehret, daß man sie genüssen kann". Ganz anders aber von dem daraus gewonnenen Most: "Er ist gut für die Brüste, stärket das Herz, befeuchtet wohl und löschet den Durst, dienet wider die Schwermütigkeit".
Ab 1900 war die Mischung von Most und Wein verboten. Die Uracher Oberamtsbeschreibung von 1909 hielt den Most für "ganz unentbehrlich". Dies gilt bis heute, schenkt man der Mundart Glauben, "sonscht ka mer's Schaffa bleiba lau". Zwei- bis dreitausend Liter Most sind in großen Bauernfamilien nachgewiesen. Der Bauer trank bis zu fünf Liter Most am Tag - allerdings mit einer größeren Menge Wasser verdünnt - , denn "wer viel schafft, braucht viel Most"!
Bildertanzquelle: GEA-RT, vom 8. Oktober 1993 eArchiv: Dieter Bertsch
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