Dienstag, 14. November 2017

1906: Baumwollspinnerei (BSU), Unterhausen.



Die BSU im Jahr 1906. Das "Schweizerhaus", das Mädchenheim und die Wohnhäuser an der Hermann-Jäckel-Straße sind bereits vorhanden. Das dreistöckige Spinnereigebäude mit dem Turm, das der Anlage bis heute ihr charakteristisches Aussehen gibt, entsteht erst fünf Jahre später. (Foto: Archiv GHV).

Baumwollspinnerei (BSU), Unterhausen
1850 erhielt der Stuttgarter Kaufmann Christian Kick die Erlaubnis zu Einrichtung einer Seidenspinnerei. 1852 scheiterte Kick, der Schweizer Kaufmann Solivo und der Württemberger Fierz übernahmen den Betrieb. Die Unternehmensgründung erfolgte im Anschluss an die wirtschaftspolitische Entscheidung der Zollvereinsstaaten, die 1846 die Garnzölle angehoben hatten.
Die Baumwollspinnerei wurde zunächst als mechanische Spinnerei gegründet. Ein Steilabfall der Tuffterasse von ca. 10 m versprach ausreichende Wasserkraft der Echaz. 1861 drehten sich bereits 34000 Spindeln im Unterhausener Werk. 1883 wurde der Betrieb in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Die Baumwollspinnerei Unterhausen AG eröffnete 1884 ein weiteres Werk in Honau. Elektrische Energie, die zunächst aus Wasserkraftturbinen gewonnen wurde, spielte erst später eine Rolle. Die erste Turbine zur Stromerzeugung wurde 1893 errichtet. 

Nach dem Aufbau einer Zwirnerei auf dem Gelände der ehemaligen Kraußschen Papierfabrik in Pfullingen war das Werk 1925 mit rund 850 Arbeitern und Angestellten eines der größten der Region.
Nach dem Krieg verblieben 1945 noch 330 Beschäftigte. Französische Besatzer requirierten einige der wertvollsten Maschinen. Anfangs der 60er Jahre hatte sich die BSU wieder erholt. Die Belegschaft wurde mit ausländischen Arbeitern aufgestockt. Seit Beginn der 80er Jahre waren zwischen 350 und 380 Mitarbeiter beschäftigt. Trotz zunehmender Konkurrenz von ausländischen Garnen konnte noch im Geschäftsjahr 1990 durch eine spezialisierte Produktpalette ein satter Gewinn erwirtschaftet werden. Danach wirkte sich die allgemeine konjunkturelle Talfahrt verheerend auf die Geschäfte aus. Die Konzernleitung sah sich zur Aufgabe des Produktionsstandortes Unterhausen gezwungen. Mit der Stilllegung der Produktion am 29. Oktober 1993 war die Ära der Textilindustrie im Echaztal beendet. Heute sind mehrere Gewerbe, Handwerker und kleinere Industriebetriebe in den Gebäuden untergebracht.
Bearbeitung + eArchiv: Dieter Bertsch

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