Sonntag, 6. Oktober 2019

Das ritterliche Geschlecht der Lichtensteiner. Auszüge aus einer Aufstellung von Adolph Bossenmajer (ehemaliger Schlossverwalter).

Ruine der Burg "alter Lichtenstein".


Ein ansehnliches, ritterliches Geschlecht, welches sich bis ins 17. Jahrhundert fortgepflanzt hat, waren die Ritter von Lichtenstein, deren Stammburg sich  oberhalb Honau auf der Stelle des „Alten Lichtenstein“ erhob, später aber am Ende des 14. Jahrhunderts auf den Felsen verlegt wurde, den das Schlösslein Lichtenstein heute noch krönt.
Das Wappen des Rittergeschlechts Lichtenstein war ein silberner Flügel (Adlerschwinge) in blauem Felde.
Die ältesten, urkundlich bezeugten Glieder der Familie sind unter anderen: Gebhard v. Lichtenstein 1190, Gero v. Lichtenstein 1236, Gebhard, Schwenger, Berthold und Ludwig v. Lichtenstein 1243 und 1254. Ein Berthold v. Lichtenstein war Pfarrer in Grieningen bei Riedlingen 1246, Schwenger und Heinrich v. Lichtenstein 1251, Ludwig v. Lichtenstein 1262, Gebhard v. Lichtenstein 1277, Schwenger v. Lichtenstein 1300 und 1319, Eberhard v. Lichtenstein 1331, Dietrich v. Lichtenstein 1352, Schwenger v. Lichtenstein 1368.
Am großen Städtekrieg haben sich die v. Lichtenstein im Dienste ihrer Lehensherren eifrig beteiligt. Rafan v. Lichtenstein war unter den Gefallenen in der Schlacht bei Reutlingen 1377.
Im Verlauf des Städtekrieges haben sich die Lichtensteiner verschiedentlich die Rache der Reutlinger zugezogen und haben sich letztere der Burg bemächtigt und dieselbe teilweise zerstört. Den Reutlingern wurde der Lichtenstein wieder abgenommen. In der Aussöhnung der Stadt Reutlingen mit dem Grafen Eberhard dem Greiner, den 31. August 1389 wurde angeordnet: die Rückgabe der Burg Lichtenstein „ob Honau gelegen“ an Württemberg, das sie als offen Haus und verfallen Gut ansprach.
Fortan blieb die Burg im Besitze von Württemberg, ohne dass sie wieder an die v. Lichtenstein zurückgegeben worden wäre, ob durch Kauf oder gegen Vergütung anderer Lehensgüter ist unbekannt.
Die Bedeutung des Geschlechts erhellt aus der Stellung, welche viele seiner Glieder einnahmen, sie erscheinen besonders in zollnerischen und württembergischen Urkunden als Zeugen, Bürgen, Schiedsrichter und Pfleger.
Zu den Stammgütern der Lichtensteiner gehörten außer Leuten, Gütern und Rechten in Honau, Holzelfingen, Ober- und Unterhausen und Engstingen noch die zwei Burgen Lichtenstein bei Neidlingen, Oberamt Kirchheim, und Lichtenstein bei Neufra in Hohenzollern mit Dörfern, Gütern und Gerechtsamen. Schenkungen machten die Lichtensteiner u.a. an die Klöster Ottobeuren, Bebenhausen, Offenhausen und Salmansweiler.
Schwenger III. von Lichtenstein verkaufte 1365 alle seine Güter zu Geradstetten um 590 Pfund Heller an die Grafen Eberhard und Ulrich von Württemberg. Schwigger v. Lichtenstein verkaufte 1386 das Dorf Bitz um 210 Pfund „par Gellt gueter gemeiner Heller“ an die Bürgschaft von Ehingen und 1393 verkaufte derselbe Weiteres. Nicht lange Zeit später verkauften Johann und Wolf von Lichtenstein Engstingen, mit Gütern und Rechten zu Bernloch und Meidelstetten, Erpfingen, Kohlstetten, Honau, Ober- und Unterhausen, Pfullingen und Melchingen an Wolf von Neuhausen, welcher mit Großengstingen belehnt war.
Fast möchte man glauben, dass die von Lichtenstein das Burglehen „ob Honow“ darum der Herrschaft Württemberg zurückgegeben haben, weil sie den Aufwand scheuten, die zerstörte Burg wieder aufzubauen.
Diese Burg wurde nicht wieder aufgebaut, denn von der Herrschaft Württemberg ist eine andere Burg Lichtenstein erbaut worden, und zwar nicht auf dem Platz der alten Burg, sondern in der Entfernung einer halben Viertelstunde weiter vornen, auf einem von der Albwand abgerissenen Felskegel derselben Felskante, und nun überließ man die alte Burg ihrem Schicksal als Burgstall ungefähr ums Jahr 1394.



Auszüge aus: "Lichtenstein einst und jetzt", einer Zusammenstellung von Adolph Bossenmajer. Buchdruckerei Eugen Hutzler, 1903 / zweite Auflage.



Foto, Bearbeitung +eArchiv: Dieter Bertsch

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen