Samstag, 25. Juli 2020
Honau um 1900: Ein Märchenschloss auf einem kühnen Felsen und eine stolze Burg im Dorf, passend zum Menschenschlag, da reiste selbst der württembergische Regent König Wilhelm II und seine Frau Charlotte hin.
Anfang August 1903 rollte ein Sonderzug im Honauer Bahnhof ein. Der württembergische König mit seiner Frau staunten sicher auch bei ihrem zweiten Besuch nicht schlecht über die gewaltige Dimension des Freilufttheaters, in dem Laien aus der Region Wilhelm Hauffs Roman Lichtenstein zum Leben erweckten. Die Frontseite maß 50 Meter in der Breite, der Mittelturm war 23 Meter hoch. Wie der Eingangsbereich war auch das Bühnenhaus im Stil einer mittelalterlichen Burg gestaltet. Der "Burghof" dazwischen diente als Zuschauerraum, der 2 000 Menschen einen Platz bot.
Johann Ziegler, der Entdecker der Olgahöhle, hatte die Idee dazu entwickelt. Der Hallenser Schauspieler und Regisseur Rudolf Lorenz hatte Hauffs Erfolgsroman in neun Szenen gepackt und der Pfullinger Papierfabrikant Ernst Laiblin die geschäftlichen Dinge in die Hand genommen. 40 000 Mark kostete der Bau der Halle, aber die Einnahmen flossen. Nicht nur der württembergische König war von den Festspielen begeistert. Mehr als 36 000 Zuschauer besuchten allein 1901 die Aufführungen in den Sommermonaten. 1903 kam dann für viele überraschend das Aus. Die drei Partner waren anscheinend der Sache müde und gaben auf - obwohl schon die Hälfte der Baukosten erwirtschaftet worden waren.
Für 6 000 Mark wechselte das erste bewusst gestaltete Freilichttheater Württembergs den Besitzer und wurde abgerissen.
Textauszüge: GEA-RT (us) / 27. August 2010
Foto: Postkartenauszug Bearbeitung + eArchiv: Dieter Bertsch
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