Donnerstag, 23. November 2023

An Pfingsten 1929: CVJM Unterhausen besuchte die Reichstagung der Evangelischen Jungmännerbünde Deutschlands in Stuttgart.


Evangelische Jugendarbeit bis 1933

Die evangelische Jugendarbeit war zunächst vor allem durch den protestantischen Pietismus geprägt. Als Gründerväter dieser Glaubensrichtung, die aus dem 18. Jahrhundert stammt, sind August Hermann Francke und Ernst Gottlieb Woltersdorf zu nennen. Aus ihrem Umfeld heraus entstanden im 19. Jahrhundert die ersten evangelischen Jünglingsvereine (CVJM).

Seit Beginn der 1920er Jahre bestimmten zwei große evangelische Jugendverbände das Bild der evangelischen Jugend: der Reichsverband der Evangelischen Jungmännerbünde Deutschlands (kurz: Jungmännerwerk) und die evangelische weibliche Jugend Deutschlands (kurz: Jungmädchenwerk). Gegen Ende der Weimarer Zeit hatten diese beiden großen Verbände jeweils mehr als 250.000 Mitglieder. Alle übrigen Gruppierungen der evangelischen Jugend, die mit diesen großen Verbänden entweder kooperierten oder sich bewusst von ihnen absetzten, zählten zusammengenommen etwa weitere 200.000 Mitglieder. Während das Jungmännerwerk straff und zentralistisch organisiert war, zeichnete sich der Mädchenverband stärker durch seine Integration in die lokale Gemeindearbeit aus. Der Leiter des Jungmännerwerks war zugleich „Sprachrohr" für die gesamte evangelische Jugend, was insbesondere galt, als ab 1922 eine allgemeine Zusammenführung der Verbände angestrebt wurde. 1926 wurde dann erstmals der „Ausschuss der deutschen evangelischen Jugendverbände" gewählt.

Eine Darstellung der Geschichte der evangelischen Jugend sieht sich mit der Problematik konfrontiert, dass eine klare Trennung der einzelnen Strömungen und Gruppierungen kaum möglich ist. Hinzu kommen noch große regionale Unterschiede in der Struktur der Jugendarbeit. Hier erfolgt eine Konzentration auf die Geschichte und Entwicklung dreier Strömungen innerhalb der evangelischen Jugend, nämlich auf die Jungmännervereine (CVJM), die Bibelkreise (BK) und die Christliche Pfadfinderschaft (CP). Nach 1933 beanspruchte die „Hitlerjugend“ den Alleinvertretungsanspruch für den Jugendbereich.

Insgesamt zeigte sich die Führung des Jungmännerwerkes für den Nationalsozialismus zunächst sehr aufgeschlossen. Im Westbund, dem Dachverband der westdeutschen CVJM-Vereine, gab es hingegen auch deutliche Ablehnung, wobei sich unter anderem Pfarrer Johannes Busch als Leiter des Westbundes bald auf die Seite der Bekennenden Kirche stellte. Die „Anfälligkeiten“ für die NS-Politik war in den örtlichen Vereinen mal mehr bzw. weniger ausgeprägt.

Deutschlandweit erfolgte 1934, auch in Unterhausen, die zwangsweise Eingliederung des CVJM in die Hitlerjugend. Die Aktivität des hiesigen CVJM konzentrierte sich ab diesem Zeitpunkt auf s.g. Bibelarbeiten, dieses war erlaubt. Alle anderen Vereinsangebote waren offiziell verboten. Erst nach dem 2. Weltkrieg, im April 1948, konnte der CVJM Unterhausen wieder seine Vereinsarbeit in vollem Umfang aufnehmen.

Postkarte von 1929 + eArchiv: Dieter Bertsch

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