Mittwoch, 16. April 2014

Holzelfinger Verkehrsmittel - etwas Geschichte zum Omnibusunternehmen Vöhringer


Abschrift Heimatbote für Holzelfingen (Mai und Juni 1929

Das ist schon lange ein Schmerz der Holzelfinger gewesen, dass im Zeitalter der Eisenbahn und des Autos immer noch ohne alle öffentlichen Verkehrsmittel geblieben sind. Und doch gehen täglich über 100 Personen die Steige hinab ins Geschäft. Nun endlich ist ein Anfang gemacht.

Am 3. Mai berief der Polizeidiener im Auftrag von Julius Vöhringer eine Versammlung im Schulhaus zwecks Besprechung der Einrichtung regelmäßiger Autoverbindung mit Unterhausen, besonders für die Arbeiter. Julius Vöhringer teilte mit, dass er beabsichtigte einen Lastkraftwagen anzuschaffen und für Personenbeförderung einzurichten, falls die Arbeiterschaft sich dieses Beförderungsmittels ins Geschäft

Und zum Bahnhof Unterhausen zu bedienen gewillt sei. Selbstverständlich könne er das Risiko nur auf sich nehmen, wenn er mit allgemeiner Benützung der Fahrgelegenheit rechnen dürfe. Bei der Besprechung stellt sich gleich heraus, dass das Unternehmen mit großen Schwierigkeiten zu rechnen habe. Diese bestehen hauptsächlich darin, dass außer von der Arbeiterschaft in Holzelfingen kein nennenswerter täglicher Verkehr aufgebracht wird und auch kein Hinterland vorhanden ist, das einbezogen werden könnte. Dadurch kann der Unternehmer die Fahrpreise für die Arbeiter nicht so niedrig gestalten, als dies für letztere erwünscht ist. Dies umso schwerer als er zur Beförderung der Arbeiter nicht zwei Fahrten, sondern mindestens vier Fahrten täglich machen muß (1/2 6 Uhr morgens, 2 Uhr nachmittags, und 10 Uhr abends). Das verteuert den Betrieb ungemein und erschwert die sonstige Ausnützung des Kraftwagens. Mit dem Mut der Jugend hat Julius Vöhringer trotz dieser Schwierigkeiten den Wagen angeschafft und den Betrieb eröffnet. Es war ein Ereignis, als am 7. Juni abends der Wagen mit der Aufschrift: Julius Vöhringer, Autovermietung, Holzelfingen einlief und der Polizeidiener abends die Eröffnung des Betriebs für den folgenden Tag ankündigte, Infolge einer gleich notwendig gewordenen Reparatur am Kraftwagen trat eine Pause von 19 Tagen ein. Aber seit Samstag, 22. Juni, fährt er zu den oben angegebenen Zeiten. Leider kann der Wagen zu Fahrten nach der Bahn nur morgens, und von der Bahn nur abends von den Zügen ab Reutlingen 17.22 Uhr und 21.07 Uhr benützt werden. Dagegen wird von unseren Bäuerinnen sehr geschätzt, dass der Wagen jeden Samstag nach Reutlingen zum den Markt fährt. So können sie mit ihren Erzeugnissen bis auf den Marktplatz fahren und sind bis Mittag wieder daheim. Auch an Sonntagen, bei Hochzeiten und Beerdigungen ist der Wagen sehr willkommen. Aber diese außerordenlichen Verwendungen speisen den Verkehr nicht. Er kann bloß aufrechterhalten bleiben, wenn die Arbeiter sich entschließen, den Wagen zu benützen. Bis jetzt ist das nicht in der erforderlichen Weise geschehen. Man ist über den Fahrpreis (2,30 RM. für die Wochenkarte des Arbeiters) mit dem Unternehmer nicht eins. Viele ziehen noch vor, wie seither die 3 ½ Kilometer nach Unterhausen und zurück zu Fuß zurückzulegen. Doch sollte jedes auch bedenken, dass der durch Fahren an Körperkraft spart, also seine Gesundheit schont und daheim noch leistungsfähiger ist. Auch kann jetzt keine Rede davon sein, dass der Unternehmer eingutes Geschäft macht. Vielmehr ernstlich in Frage, ob er den Betrieb fortführen kann.

Aller Anfang ist schwer. Das gilt besonders für die Holzefinger Verkehrsmittel. Aber was nicht anfängt, kann auch nicht gedeihen. Mögen auch hier die Anfangsschwierigkeiten überwunden werden!

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