Samstag, 17. März 2018

Um 1890: "Sehnsucht nach dem Frühling". Ein Gedicht des August Tröster, von Holzelfingen.

Holder Frühling, kehre wieder;
schmück mit Laub den kahlen Wald,
dass der Jubel froher Lieder
bald aufs neue drin erschallt.

Grabesstille herrscht im Walde,
keinen ein'zgen Laut man hört,
selbst der Wind, der eisig kalte,
nicht die Einsamkeit hier stört.

Sehnend schau ich von der Höhe
weit hinaus ins ferne Tal,
ob ich nicht den Frühling sehe,
nicht den ersten Hoffnungsstrahl.

Doch so weit das Aug auch blicket,
überall ist Eis und Schnee,
nirgends, was das Aug entzücket,
kahl die Welt, wohin ich seh.

Und doch muss es Frühling werden,
und es bricht des Winters Macht,
dann ist's wieder schön auf Erden
in des Frühlings Blütenbracht!

Holzelfingen                      August Tröster

Verfasser dieses Gedichts war der junge August Tröster, ein Arbeiter, dem seine Tätigkeit in der Fabrik im Tal noch genug Zeit gelassen hat zu solchen dichterischen Ausarbeitungen auf den Holzelfinger Höhen.

August Tröster hat mehrfach seine dichterische Begabung eingebracht, so hat er in volkstümlicher Weise, in gutem Albschwäbisch, ein Festspiel über den Greifenstein geschrieben. Bei der Einweihung der Holzelfinger Wasserleitung (am 11. Januar 1892) hat er mit seinem Talent auch einen ansprechenden Beitrag geleistet.

Quelle: Albvereinsblätter, 189x                                                                             Foto, Bearbeitung + eArchiv: Dieter Bertsch

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