Freitag, 6. Mai 2022

70 Jahre Baden-Württemberg

 

1  Preisend mit viel schönen Reden

Ihrer Länder Wert und Zahl,

Saßen viele deutsche Fürsten

Einst zu Worms im Kaisersaal.

 

5  Eberhard, der mit dem Barte,

Württembergs geliebter Herr,

Sprach: „Mein Land hat kleine Städte,

Trägt nicht Berge silberschwer;

 

2  „Herrlich“, sprach der Fürst von Sachsen,

„Ist mein Land und seine Macht;

Silber hegen seine Berge

Wohl in manchem tiefen Schacht.“

 

6  Doch ein Kleinod hält’s verborgen:

Daß in Wäldern, noch so groß,

Ich mein Haupt kann kühnlich legen

Jedem Untertan in Schoß.“

 

3  „Seht mein Land in üpp’ger Fülle,“

Sprach der Kurfürst von dem Rhein,

„Goldne Saaten in den Tälern,

Auf den Bergen edlen Wein!“

 

7  Und es rief der Herr von Sachsen,

Der von Bayern, der vom Rhein:

„Graf im Bart! Ihr seid der Reichste!

Euer Land trägt Edelstein!“

 

4  „Große Städte, reiche Klöster“,

Ludwig, Herr zu Bayern, sprach,

„Schaffen, daß mein Land den euren

wohl nicht steht an Schätzen nach.“


 

 Der Stoff für seine Ballade Der reichste Fürst nimmt 1818 der Dichter Justinus Kerner (1786-1862) aus der Sage über eine Fürstenversammlung  in Worms; eine Geschichte, die sich 1559 schon bei Phillipp Melanchtons Selecta declamationes und in Luthers Tischreden befindet. In P. J. Stälins Geschichte Württembergs wird der Balladeninhalt als historisch angesehen. Die volkstümliche Melodie wird ursprünglich auf das Lied In des Waldes düstern Gründen gesungen,  das in dem Räuberroman Rinaldo Rinaldini von Christian August Vulpius, dem Schwager Goethes, vorkommt. Der Schlussteil der Melodie zeigt eine überraschende Ähnlichkeit zur Marseillaise. Der Jurastundet Julius Wagner dichtete zur Melodie eine studentische Version (um 1850) zum Jenaer Studentenleben Und in Jene lebt´s sich bene. Von J. Norer findet sich im Lahrer Kommersbuch eine weitere studentische Fassung zu unserer Melodie, die auch die Fürstenballade parodiert: Preisend mit viel schönen Reden ihre Weiber tugendsam. „Eberhard, der mit dem Barte“, wie es in der 5. Strophe heißt, wurde auf der Wormser Fürstenversammlung zum Herzog von Württemberg erhoben. Angesehen als Förderer der Kunst und Wissenschaft (Gründer der Universität Tübingen) und als der, der das Land vereinigte, gilt er als „Ideal des guten und gerechten Regenten“. Unser Lied wird deshalb auch als die Württembergische Hymme (oder Schwabenhymne) bezeichnet. Und wenn man das Badener Lied singt, erkennt man im ersten Teil die Melodie unseres Liedes; wie kurios, dass aus der Württemberger Hymne die badische Hymne geworden ist.

 

Quelle: Theo Mang – Sunhilt  Mang, DER LIEDERQUELL -  Über 750 Volkslieder aus Vergangenheit und Gegenwart,

Ursprünge und Singweisen, Liedkommentare von Theo Mang, 2015 by Florian Noetzel GmbH, Wilhelmshaven, Genehmigte Lizenzausgabe für Dörfler Verlag, Eggolsheim.


Text zusammengetragen von einem Unterhausener Original - nennt sich selbst:
EdE3g (Eberhard der Einbeinige 3 mal geimpft).


eArchiv: Dieter Bertsch

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