Dienstag, 1. Mai 2018

Zum 1. Mai 1939: Treuebekundung und Wertschätzung der Mitarbeiter am Beispiel der "Baumwollspinnerei Unterhausen".


Verführte Führung:
Auszug aus dem s.g. "Ehrenblatt für die Getreuen des Betriebs", zum 1. Mai 1939 - am "Nationalen Feiertag des Deutschen Volkes":


"... die Baumwollspinnerei Unterhausen (BSU) ging im Jahre 1883 aus der Firma Solivo & Fierz, Unterhausen hervor und umfaßt Betriebe in Unterhausen, Honau und Pfullingen. Das Fabrikationsprogramm  ist ein sehr vielseitiges und erforderte den Einsatz tüchtiger Fach- und Qualitätsarbeiter. In den mit rund 108 000 Spinn- und Zwirnspindeln ausgestatteten Betrieben werden hergestellt cardierte und gekämmte Garne und Zwirne Nr. 16 bis 80 englisch aus amerikanischer und ägyptischer Baumwolle, außerdem Cordzwirne, Zellwollgarne und Zwirne, Mischgarne, Zellwollkrepp- und Effektgarne. Die Betriebe sind zur Erreichung gleichmäßiger Temperaturverhältnisse mit neuzeitlichen Klimaanlagen ausgestattet.

Die Betriebsführung ging frühzeitig daran, Wohnkolonien mit Gartengelände zu erstellen. Schon vor bald 35 Jahren entstanden die ersten Einheiten, denen sich im Laufe der Jahre weitere anschlossen. Heute besitzt das Unternehmen über 200 Werkswohnungen, die zu ganz erheblich unter den normalen Sätzen liegenden Mietpreisen Betriebsangehörigen und ihren Familien zur Verfügung gestellt werden. Das "Mädchenheim", das in den Krisenjahren 1930 bis 1932 geschlossen werden mußte, konnte wieder in Betrieb genommen werden und betreut z. Zt. 70 Mädchen aus der Ostmark, die hier eine neue Heimat und Pflegestelle gefunden haben.

Eine Eigene Betriebskrankenkasse sorgt in vorbildlicher und individueller Weise für ihre Kranken. Seit Jahren besteht ein eigenes Bestrahlungsinstitut mit modernen Höhensonnen, Soluxlampen sowie einem Kurzwellen-Diathermie-Apparat. Weiter sind Apparate vorhanden zur Durchführung von Heißluftbehandlungen und Massage gegen rheumatische Leiden aller Art. Vor einigen Jahren wurde ein Inhalationsraum angegliedert. Das Institut wird geleitet von einer geprüften Schwester, ferner ist ein Heilgehilfe tätig.

Das Unternehmen beschäftigt z. Zt. rund 850 Gefolgschaftsmitglieder, unter denen sich 103 Personen befinden, die über 25 Jahre dem Betrieb angehören. Den Altersjubilaren möchten wir besonders danken und sie bitten, auch weiterhin dem Werk die Treue zu halten und dadurch Vorbild zu sein für ihre Arbeitskameraden. Nicht vergessen möchten wir auch unsere Ruheständler. Wir freuen uns, ihnen aus der seit Jahrzehnten bestehenden Unterstützungskasse regelmäßige monatliche Zuschüsse geben zu können als Anerkennung für ihre geleistete Arbeit. Sie sollen auch in Zukunft teilhaben an den besonderen festlichen Veranstaltungen des Betriebs, zu dem sie auch einst gehört haben.

Möge dieses Großmaß an Treuebekundung, das sich in den obigen Zahlen verkörpert, Ansporn sein für die übrigen Arbeitskameraden, es denen gleich zu tun, denn so wie man vom Betrieb in Zeiten der Not und des Alters Treue verlangt, muß man bereit sein, dem Betrieb unentwegt die Treue zu halten, denn in dieser Treue erfüllt sich der eigentliche tiefere Sinn des Betriebsgeinschaftsgedankens ..."

Bearbeitung + eArchiv: Dieter Bertsch

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen