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Unsere ehemalige Zanhradstrecke war einst die steilste normalspurige Bahn
in Deutschland und daher auch sehr verlockend, um darauf Versuchsfahrten
auszuführen. Im Oktober 1923 wurden hier unfangreiche Versuchsfahrten
unternommen um festzustellen ab welcher Steigung auf Zahnradloks verzichtet
werden konnte, wenn stattdessen die inzwischen zur Verfügung stehenden
schweren Tenderlokomotiven T20 zur Verwendung kämen.
Es kamen die Lok 77 001, später 95 001 und die Zahnradlok 97 502 zum
Einsatz um Leistung und Verbrauch zu vergleichen.
Die preußische T20 gehörte zu den Giganten unter den Tenderlokomotiven.
Sie hatte ein Gewicht von 127,4 Tonnen und eine Leistung von 1620 Psi.
Die 97 502 brachte es auf ein Gewicht von 74,9 Tonnen und hatte eine Leistung
im Verbundbetrieb auf der Zahnradstrecke von 850 PSi. Auf dieser Strecke war
allerdings die Zahnradlok der viel größeren 77 001 überlegen, weil diese ihre
hohe Leistung, speziell auch bei nassen Schienen nicht auf das Gleis bringen
konnte. Die Versuche hatten jedoch ergeben, dass die Grenze für den sicheren
Reibungsbetrieb von 40°/
oo auf 70°/
oo heraufgesetzt werden konnte und als Folge
wurden dann einige Zahnradbahnen auf Reibungsbetrieb umgebaut.
Unsere Zahnradbahn hatte 100°/
oo , = 1m Steigung auf 10m Entfernung.
Auch eine Draisine, eine Gemeinschaftsproduktion der Maschinenfabrik
Esslingen und Daimler Benz wurde einst auf der Zahnradstrecke ausprobiert.
Sie hatte KEINEN Zahnradantrieb.
Auf halber Strecke wurde mit den beteiligten Personen ein Beweisfoto gemacht.
Es wurden übrigens noch drei weitere Fotos erstellt, im Bahnhof Unterhausen,
auf der Drehscheibe in Station Lichtenstein und auf der Strecke nach Münsingen.
Das reine Vergnügen scheint die Fahrt mit diesem offenen Fahrzeug nicht gewesen
zu sein, wenn man die Leute in ihren dicken Mänteln betrachtet. Das Datum der
Versuchsfahrt ist leider nicht bekannt.
Das Bild stammt aus dem Archiv der Daimler Benz AG,
und der Text ist von Rainer Hipp