Gustav Werners Idee, in Reutlingen im großen Stil Papier herzustellen, bereitete ihm durch das stark verschmutzte Echazwasser große Probleme. Ihm wurde im März 1857 in Honau eine Quelle mit so starkem Gefälle und kristallklarem Wasser angeboten, dass man doppelt soviel Papier als in Reutlingen dort fertigen konnte. Der Entschluss zum Kauf und zur Verlegung der Papierfabrik nach Honau wurde gefaßt.
Gustav Werner beantragte die Konzession zur Errichtung einer Papierfabrik auf der seither dem Andreas Haux gehörigen Wiese, nachdem er die dem Pappendeckelmacher Hagenloch gehörige Handpapiermühle mit Wasserkraftgerechtigkeit erworben hatte.
Die Gemeinden Unter- und Oberhausen, die bisher ihr Trinkwasser direkt aus der Echaz bezogen hatten, sowie die am Ortsausgang des Flüßchens gelegenen Firmen (spätere BSU) erhoben Einspruch wegen der zu erwartenden Verschmutzung der Echaz. Oberhausen verlangte Anlage und Unterhalt von 4, Unterhausen von 7 Brunnen. Es gab in allen Instanzen langwierige und heftige Auseinandersetzungen. Trotz der Schaffung von Arbeitsplätzen fand das Projekt nirgends eine wohlwollende Förderung. Eine Einigung kam nicht zustande. Deshalb beantragte Gustav Werner schon 1858 die Konzession zur Errichtung einer Baumwollzwirnerei, die durch ein Wasserrad betrieben werden sollte. Am 15.2.1859 verzichtete er ausdrücklich auf den Bau einer Papierfabrik.
Die Zwirnerei wurde also im Hagenloch'schen Anwesen eingerichtet und Anstalt und Fabrik eingeweiht: "Im schönen Saal arbeiteten rasch und fröhlich bald 5 Maschinen mit 11 Personen, darunter 5 Jünglinge und 2 Mädchen". Allerdings findet man bereits am 31.8.1861 folgende Notiz: "... die bisherige Weberei und Zwirnerei von Honau wurde in den sogenannten Lindach bei Reutlingen umgezogen ...". Da sich für Gustav Werner mit der Nutzung der vorhandenen, außerordentlich starken Wasserkraft keine Einigung mit den oberen Talgemeinden erzielen liess, hat er einen schnellen Verkauf seines Besitzes in Honau vollzogen.
Die Papierfabrik wurde im Ermstal bei Dettingen realisiert. An diesem Standort stellt ein zwischenzeitlich schwedischer Eigentümer heute noch hochwertiges Papier her.
Mehrere Textquellen: Paul Kraus, "GW, Werk und Persönlichkeit" / Paul Wurster, "GW, Leben und Wirken", 1888,
Verlag J. Kocher, Reutlingen. Foto: Wikipedia
Bearbeitung + eArchiv: Dieter Bertsch