Montag, 16. März 2020

Elektrizitätswerk Rieger lieferte 1995 schon viele Jahrzehnte lang Strom.


Die Familiengeschichte der Riegers in Unterhausen beginnt im Jahr 1861. Damals kaufte Christian Rieger das Mühlengebäude bei der Johanneskirche in Unterhausen und betrieb mit der Wasserkraft der Echaz eine Getreidemühle. Als dann um die Jahrhundertwende wasserbetriebene Mühlen aufgrund der zunehmenden Mechanisierung nicht mehr konkurrenzfähig waren, begann landauf landab ein großes Mühlensterben. Um dem zuvorzukommen, trafen seine beiden Söhne Ernst und Christian eine für damalige Zeiten mutige unternehmerische Entscheidung und beschlossen, sich in der damals noch jungen Disziplin "Elektrizität" zu versuchen. Im Jahr 1908 wurden die Mühlräder stillgelegt und an anderer Stelle eine erste Voith-Wasserturbine installiert.

Erst nach und nach konnten die Landwirte im Dorf sich dazu entschließen, in ihren Ställen wenigstens eine Glühbirne aufzuhängen - den Luxus auch Wohnräume elektrisch zu beleuchten, leisteten sie sich erst später, was wahrscheinlich auch mit dem für damalige Zeiten hohen Preis für die Elektrizität zu erklären ist. Eine Kilowattstunde kostete damals 70 Pfennig. In der Landwirtschaft verdiente ein Mann gerade mal einen Tageslohn von zwei Mark und eine Frau konnte 1,50 Mark mit nach Hause tragen.

Der Siegeszug des Stroms ließ sich nicht aufhalten. Immer wieder mußte die Turbinenanlage erweitert und modernisiert werden. In den 1930er Jahren schaffte der Betrieb zwei Dieselmotoren an, um bei wachsendem Stromverbrauch in Unterhausen die Versorgung der Haushalte sicherzustellen.

Der Stromverbrauch der Einwohner und der ortsansässigen  Industrie erforderte eine vertragliche Bindung mit den Neckarwerken. Dieser Vertrag bildete dann die Grundlage für die sichere Stromversorgung in Unterhausen und auf dem Göllesberg.

Foto + Textauszüge: "Lichtenstein-Magazin", Dezember 1995                                                             eArchiv: Dieter Bertsch

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen