10. Unterhausen,
ein
evangelisches Pfarrdorf und Mutterkirche von Oberhausen, mit 664 E. an der
Echaz, über welche hier eine Brücke führt, 1 Stunde aufwärts von Pfullingen und
1¾ Stunden von Reutlingen in einem engen und malerischen Thale gelegen; Revier
Lichtenstein, Forstamt Urach. Das
Patronat hat die Landesherrschaft, früher übte es im Namen der Armenpflege,
welche noch jetzt den Pfarrer besoldet und das Pfarrhaus baut, die Stadt
Reutlingen aus, Würtemberg hatte aber die Confirmation. Den großen Zehenten bezieht die Armenpflege
Reutlingen mit Ausnahme von 9 Morgen, wo er dem Spital Nürtingen gehört; den
kleinen Zehenten hat die Pfarrey, mit Ausnahme der 9 Morgen, wo Nürtingen das
Zehentrecht hat. Den Zehenten aus den Wiesen bezieht wieder die Armenpflege mit
Ausnahme von ungefähr 75 Morgen, wo er Nürtingen gehört; 22 Morgen Wiesen sind
zehentfrey. Den Obstzehenten beziehen die Pfarrey, der Spital Nürtingen und die
Herrschaft so weit deren Bezirk geht; den Weinzehenten hat die Armenpflege bis
auf 5 Morgen, wovon ihn die Herrschaft bezieht. Von allen Novalfeldern bezieht
die Herrschaft den großen und kleinen Zehenten. [126] Gefälle beziehen
der Staat, aus 4 ehemaligen
Erblehen, aus Zinsgütern und an Theilgebühren:
Früchte – 11 Scheffel.
Geld und zu Geld berechnete Gefälle noch 30 fl. 29 kr.
Die
Gemeindepflege des Orts 5 fl. 43 kr.
Die
Heiligenpflege 16 fl. 3 kr.
Die Pfarrey 12 fl. 53 kr.
Ferner beziehen die Stiftungspflegen von Reutlingen und von 8
benachbarten Orten kleine Geldgefälle.
In dem ganzen Orte befand sich vor wenigen Jahren nicht ein einziger
Brunnen, alles Wasser wurde entweder aus der Echaz oder aus den Quellen
unmittelbar, hauptsächlich aus dem Kesselbrunnen geschöpft. Erst der jetzige
Pfarrer Fischer legte einen laufenden Brunnen bey dem Pfarrhaus an, und seinem
Beyspiele folgte der Rößlenswirth.
Bey dem engen Thale ist die Markung des Orts sehr beschränkt; es gehört
zwar dazu noch ein ansehnliches Ackerfeld auf der Alp, aber wegen seiner Lage
wird dieß nur als Wechselfeld und Weide benutzt. Hanf und Obst ist ein
Haupterzeugniß der Thalgüter, auch wird hier noch Wein gebaut.
Unter den Bäumen befinden sich hier insbesondere viele Nußbäume. S. o.
Unterhausen
scheint früher unter mehrere Herrn getheilt gewesen zu seyn. Im Jahr 1089
schenkt der Graf Luithold von Achalm dem Kloster Zwifalten 3 Mühlen zu Husen;
im Jahr 1331 verkauft der Graf Heinrich von Vöhringen den Wutumshof sammt
Kirchensatz und Vogtey der Kirche um 190 lb an den Priester Hugo Spechzart in
Reutlingen, dessen Vetter, Meister Conrad Spechzart, Schulmeister in Reutlingen
überläßt 1360 diesen Besitz gegen ein Leibgeding von 26 lb. Heller den
Feldsiechenleuten zu Reutlingen, woraus später das Armenhaus entstand. Nach
einem Lehenbrief Kaisers Maximilian vom Jahr 1518 verkaufte Bernhard Remp von
Pfullingen den Lachenzehenten an das Armenhaus. Im Jahr 1355 verkauft Schwigger
von Greifenstein unter Anderm auch alle
seine Güter, die er zu Hausen besessen, an Würtemberg. Auf der
Markung von Unterhausen lag die Burg Stahleck,
wovon noch Wall und Graben übrig sind; das Stahlecker Thal hat davon seinen
Namen. Die Burg stand über Felsen am Rande des Gebirgs an dem Ende des
romantischen Thälchens. Die Geschichte hat uns aber wenig davon aufbewahrt;
1322 kommt ein Dietrich von Stahleck
als Zeuge vor.
Unterhausen gegenüber, auf der rechten Thalseite, ragt das sogenannte
Burgholz mit einem vorspringenden Felsen hervor, welcher der Burgerstein, Burgstein genannt wird, und
nach Crusius einst eine Greifensteinische Burg trug. Unter demselben bemerkt
man noch ein gemauertes Gewölbe, das tief in den Berg hineinführt, und der Sage
nach mit einem, unter der Echaz durchgehenden unterirdischen Gang
zusammenhängt.
Dem Burgstein gegenüber, auf der andern Thalseite, erhebt sich der Lippenthaler Hohberg, der weit und breit
sichtbar ist. Die darauf stehende hohe Buche nimmt man auf den Höhen von
Stuttgart wahr. Der Berg gehört theils zur Unter- und Oberhäuser, theils noch
zur Pfullinger Markung. An demselben ereignete sich im Jahr 1758 ein
merkwürdiger Erdfall. Nach einem lange anhaltenden Regenwetter hörte man
Morgens, am 29. Julius, auf den Haidenäckern ein Gerassel im Boden, des Mittags
riß ein etliche hundert Fuß langes und 30 Fuß tiefes Stück vom Berge los, lief
die Halde herab, nahm Feld und Bäume mit sich fort und richtete im Thale große
Verwüstungen an.
Bildertanzquelle: Internet
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