Lichtenstein,
ein
Förstershaus und Sitz eines Revierförsters, unmittelbar über Honau. Es ist dieß
das berühmte Lichtensteiner Schlößchen, sogenannt, weil es auf dem Grunde des
alten Lichtensteiner Schlosses steht, das im Jahr 1802 als baufällig
abgebrochen und durch das gegenwärtige Gebäude ersetzt worden ist. Dieses neue
Gebäude hat nun freylich nicht mehr das Aussehen eines alten Ritterschlosses,
aber um seiner Lage willen ist es nichts desto weniger eine große
Merkwürdigkeit der Alp. Das Gebäude
ruht auf einem sehr hohen, frey aufsteigenden und von der Gebirgswand ganz abgesonderten
Felsen, so daß es die ganze Fläche des Felsenscheitels einnimmt und mit dem
Gebirge nur durch eine Brücke, als dem einzigen Zugang, verbunden ist. Es liegt
2540 Pariser oder 2880 Würtemberg. Fuß über der Meeresfläche, und ungefähr 800
Fuß über dem Echazthale, in welches man aus den Fenstern schaudernd
hinabblickt. Man genießt hier eine herrliche und weite Aussicht, tief in das
Unterland hinab. Das alte Schloß war eines der festesten und sichersten
Rittersitze, der bey aufgezogener Brücke ganz unerreichbar war. Der vertriebene
Herzog Ulrich soll deßwegen auch, nach Crusius, hieher seine Zuflucht genommen,
und eine Zeit lang heimlich hier sich aufgehalten haben, so daß er, wenn er vor
das Schloß kam, immer nur mit den Worten anrief: „der Mann ist da.“
Das Schloß
war ehedem Eigenthum und Sitz der Herren von Lichtenstein, welche in- und
außerhalb der Gegend mehrere Güter und Rechte hatten, übrigens Vasallen von
Würtemberg waren. Im Jahr 1243 verkauft Gero
von Lichtenstein dem Kloster Bebenhausen den halben Zehenten zu Tusselingen
(Dußlingen) für 75 lb. und von dieser Zeit an kommen die Lichtenstein gar
häufig vor. Ein Lichtenstein war auch unter den Gefallenen bey Reutlingen, und
Johannes von Lichtenstein war mit Graf Eberhard dem Milden von Würtemberg auf
dem Concilium zu Constanz. Schon frühzeitig verkauft die Familie ein Gut nach
dem andern. Unter den verkauften Gütern waren auch Bitz und Willmandingen. Es
ist jedoch zu bemerken, daß es auch auf der südlichen Seite der Alp in der
Gegend der Lauchart, bey Neufren, zwey Schlösser gleiches Namens (Hinter- und Vorder-Lichtenstein) gab,
und es läßt sich nicht angeben, ob die Besitzer von Einer Familie waren, und
von welchem Theile gerade jene Verkäufe zu verstehen sind? Überhaupt wiederholt
sich der Name Lichtenstein so häufig als die Namen Lichtenberg, Leuchtenberg
etc. etc.; ohne Zweifel alle von den Feuerzeichen, die ehemals da gegeben
wurden, so genannt. Zu unserem Lichtenstein waren, laut Lagerbuchs, die im
Pfullinger Thale gelegenen 3 Dörfer nebst Holzelfingen, bis auf unsere Zeiten
frohnpflichtig.
Es ist nicht genau anzugeben, wann Lichtenstein an Würtemberg gekommen;
in dem, von dem Grafen von Sulz dem Kaiser übergebenen Würt. Lehensverzeichniß
vom Jahre 1420 kommt Lichtenstein als der
Herrschaft Würtemberg eigen, vor. Aus einem, nach dem Städtekrieg, im Jahr
1389 zwischen Würtemberg und Reutlingen abgeschlossenen Vergleich erhellt, daß
die Stadt Reutlingen sich in den Besitz von Lichtenstein gesetzt hatte, daß
aber dieses den Reutlingern von Würtemberg abgenommen, und als ein offen Haus
und Lehen angesprochen wurde. In eben demselben Vergleiche wird auch wegen
eines Herrn von Lichtenstein festgesetzt: „und
als Anshelm von Liechtenstein (nach Sattler von Höllenstein) und Schwenger von Liechtenstein sich
scharfer und ehrenrühriger Wort wider die von Reutlingen vor dem Krieg
vermerken lassen, wollen die von Reutlingen der Herrschaft Würtemberg zu Dienst
und unterthänigen Ehren, als wenn sie nit geredt wären worden, lassen hin
seyn.“
Eine Viertelstunde oberhalb Lichtenstein, auf derselben Thalseite
findet man noch die Spuren eines zweyten Schlosses, „die alte Burg“ genannt.
An der Fahrstraße, welche von Lichtenstein in das Thal hinab führt,
sieht man das sogenannte Brunnenloch.
Bildertanzquelle: Internet
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen