13. Holzelfingen,
ein
evangelisches Pfarrdorf mit 364 Einwohnern, auf der Höhe, am Rande der Alp, 2½
Stunden von Reutlingen; Revier
Offenhausen, Forstamt Urach. Das Patronat
besitzt die Landesherrschaft, welche auch den Pfarrer besoldet. Den großen Zehenten und den Novalzehenten
bezieht die Cameral-Verwaltung, den kleinen und den Heuzehenten, die Pfarrey;
der große Zehenten ist seit 1820 auf 18 Jahre an die Gemeinde verpachtet.
An Gefällen beziehen
der Staat, nachdem
neuerlich mehrere abgelöst worden, noch 27 Sch. 2 Sri. Dinkel, 26 Sch. 3 Sri.
Haber und 8 fl. 23 kr. Geld, aus Lehen und Zinsgütern;
die
Heiligenpflege des Orts 5 Sch. 3 Sri. Dinkel und 4 Sch. 3¼ Sri. Haber,
nebst 1 fl. 14 kr. Geld.
Ferner haben auch die Gemeindepflege des Orts, die Heiligenpflege
Oberhausen, und die Pfarrey Unterhausen kleine Gefälle.
Äußerst malerisch ist die Lage der Kirche auf steilen Felsen, ganz am
Rade des Gebirgs. Wie auf der ganzen Alp, so findet man auch hier schon die
Strohdächer; besonders sind fast alle Wohngebäude mit Stroh, als der wärmern
und gegen Sturm und Schneegestöber mehr schützenden Decke, bedeckt; die
Scheuren dagegen haben meist Ziegeldächer.
Der Ort hat keine Brunnen, nicht einmal Cisternen, sondern blos „Hülen,“ in Hölen oder Vertiefungen
zusammengelaufenes Wasser, das, obgleich sehr unrein und übel riechend, doch
von dem Vieh gern getrunken wird. Das Quellwasser muß unten an der Steige
geholt werden, wo sich in verschiedenen Abstufungen Zieh- und Schöpfbrunnen
befinden.
Die Bevölkerung
hat hier seit 10 Jahren nicht nur nicht zugenommen, sondern sogar um 21
Menschen abgenommen. Vergl. S. 41. Übrigens zeichnet sich der Ort Holzelfingen
vortheilhaft durch die geringe Zahl von unehelichen Geburten aus. Der Boden ist
gut, und großen Theils auch gut angebaut; doch besteht noch über ein Drittel
des Ackerlandes in Wechselfeld. Es wird mehr Klee und Esper gebaut, und da der
Ort, wie man auf der Alp sagt, stark eingeschlagen
liegt, d. h. von schützenden Höhen umgeben ist; so findet man in und um
denselben auch noch viele Obstbäume. Die Einwohner sind sehr fleißig,
sparsam und wohlhabend, und auch der Gemeindezustand ist gut. S. S. 78. Ein
wichtiger Nahrungszweig der Einwohner ist neben dem Feldbau auch der
Holzhandel.
In früheren Zeiten gehörte auch noch der Hof Traifelberg zu Holzelfingen, der gegen die Honauer Steige hin lag,
im dreyßigjährigen Kriege aber untergegangen ist. Auf der Holzelfinger Markung
lag auch
Greiffenstein, ein
Schloß unweit Holzelfingen, am Rande des Gebirgs, auf hohen steilen und von 3
Seiten freystehenden Felsen, einst der Sitz der Herrn von Greiffenstein;
gegenwärtig aber nur noch in wenigen Überresten vorhanden. Die Greiffenstein
waren eine blühende Familie; der erste, den man davon kennen lernt, ist Mereboto de Grifinstein, der in
einer Urkunde vom Jahr 1123, worin König Heinrich V. dem Kloster Alpirspach
seine Freyheiten bestätigt, als Zeuge erscheint. In der Folge findet man sie in
Würtembergischen Diensten; im Jahr 1331 sitzt Albrecht von Greyffenstein als Würtembergischer Landrichter auf dem
Landgericht zu Cannstatt zu Gericht. Im Jahr
1355 verkauft Schwigger von Greiffenstein seine Herrschaft, nämlich die Burg Greiffenstein ob Reutlingen, sammt
dem Dorf Holzelfingen und allen seinen Gütern, die er zu Hausen in dem Dorf, in
dem Thal und auf der Alp diesseits Münsingen besessen, an Würtemberg.
Der Kirchensatz von Holzelfingen wurde im Jahr 1419 von einem Bürger zu
Reutlingen an das Kloster Güterstein bey Urach verkauft.
Auf dem Kirchhofe zu Holzelfingen sollen sich Grabsteine der Herrn von
Greiffenstein befunden haben; gegenwärtig sieht man nur noch einen einzigen
daselbst, den ein vormaliger Pfarrer in seinen Nutzen verwendet und zu einem
Denkmal für seine verstorbenen Kinder gebraucht hat.
Nach einem
Schreiben eines ehemaligen Pfarrers von Holzelfingen an Crusius, stand in der
Nähe von Holzelfingen auch noch ein
Schloß, Hochbidegg genannt, das den
Greiffensteinern gehörte.
Aus der Umgebung von Holzelfingen verdient das höchst malerische
Thälchen bemerkt zu werden, das von Pfullingen und Unterhausen dahin führt und
zwischen hohen Felsen und Waldwänden hinläuft. Man erblickt darin zuerst links
die Stelle von Stahleck, dann Greiffenstein in wildschöner Lage;
außerordentlich wird man aber durch den Anblick der Holzelfinger Kirche
überrascht, die wie in den Wolken schwebend von den Felsen durch den Wald herab
sieht.
Bildertanzquelle: Internet abgeschrieben
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