12. Honau,
ein
evangelisches Pfarrdorf mit 405 Einwohnern, an der Echaz, über welche hier eine
steinerne Brücke führt, 1790 Fuß über der
Meeresfläche, eine kleine halbe Stunde oberhalb Oberhausen, und 2¾ Stunden von
Reutlingen; Revier Lichtenstein, Forstamt Urach. Das Patronat besitzt die Landesherrschaft, die auch den Pfarrer
besoldet.
Den großen
Zehenten und den Novalzehenten bezieht die Herrschaft, den kleinen und den
Heuzehenten die Pfarrey; zehentfrey sind 11 Morgen.
Gefälle beziehen
der Staat aus
Lehen- und Zinsgütern, Geld- und Küchengefälle 44 fl. 30 kr.
Ferner beziehen die Pfarrey, die Gemeindepflege und die Heiligenpflege
des Orts, die Gemeindepflege Oberhausen und 7 benachbarte Stiftungspflegen
kleine Gefälle. Jedes Haus, das einen Rauch hat, zahlt eine alte Henne,
Rauchhenne.
Das Dörflein liegt äußerst malerisch in dem engen Thale auf einer hohen
Au, wovon es ohne Zweifel den Namen hat, umgeben von einer wahren
Schweizernatur. Von der Thal-Erhöhung, auf welcher der Ort liegt, stürzt sich
in mehreren Fällen brausend die Echaz, welche unweit des Dorfes ihre Quellen
hat, (S. 22) über Tuffsteinfelsen herab. Die Erhöhung selbst besteht ganz aus
solchen Felsen, welche dem Ort einen nicht unerheblichen Nahrungszweig
gewähren, da sie theils hier, theils aus den Brüchen, von den beyden Hausen
überall hin in die Umgegend zum Bauen geholt werden.
Unmittelbar hinter dem Ort beginnt die schöne Honauer Steige (s. S.
75), die, wenn einmal der Straßenzug seinen natürlichen Gang nehmen sollte, für
das Örtchen sehr wichtig werden kann.
Die Markung des Orts ist im Verhältnisse zur Einwohnerzahl die kleinste
im ganzen Oberamt; dennoch hat hier die Bevölkerung seit 10 Jahren
verhältnißmäßig mehr als im ganzen Thale, wenn gleich nicht mehr als um 19
Personen zugenommen. Vergl. S. 42.
Wie im
ganzen Thale, so wird auch hier viel Hanf gebaut, daneben zeichnet sich der Ort
durch einen starken Zwiebelbau aus. Auch Obst wird ziemlich gewonnen, doch ist
es rauh und geräth minder gern, als thalabwärts. Honau kommt
schon im Jahr 937 in der oben angeführten Urkunde Kaisers Otto, unter dem Namen
Hohenowe, Hohenau vor. Der Priester
Hartbert, der von dem Kaiser hier beschenkt wurde, gelangte später zur
bischöflichen Würde in Chur, und es ist merkwürdig, daß noch im Jahr 1686 der
Bischof Ulrich von Chur sich bey dem Herzog von Würtemberg beschwert, daß er
aus seiner Feilenschmidte zu Honau,
ungeachtet dieselbe ganz zerfallen, doch noch die alte Steuer fortbezahlen
solle. Zu derselben Zeit besaß Chur hier auch noch mehrere eigenthümliche Güter
und noch in dem neuesten Cameralamts-Grundbuch wird ein Theil der oben
genannten Lehen- und Zinsgüter als ehemals Churische Lehen aufgeführt. Auch
Groß Engstingen war, wie wir unten sehen werden, Churisch. Bemerkenswerth ist,
daß eine Zellg der Markung auf der Höhe „Pfullenberg“
heißt; in dem Ort selber wird noch ein Haus das Schlößle genannt. Hinter Honau schließt sich das enge Thal ganz,
zwischen hohen Felsen, im sogenannten Dobel. Zwischen Honau und Oberhausen,
gegenüber von Lichtenstein, steht an der Bergwand eine Reihe von etlich und 20
Felsen. Der erste und einer der größten davon heißt der Sonnenstein. Die Bewohner von Honau benutzen ihn statt einer
Sonnen-Uhr, um die Mittagszeit darnach zu bestimmen. Der Felsen hat nämlich eine
große Vertiefung, in welche die Sonnenstrahlen gerade um die Mittagsstunde
fallen.
Zu Honau gehört
Bildertanzquelle: Internet
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