Mittwoch, 10. Februar 2016

Oberamtsbeschreibung Reutlingen Gemeinde Honau 1824



12. Honau,
ein evangelisches Pfarrdorf mit 405 Einwohnern, an der Echaz, über welche hier eine steinerne Brücke führt, 1790 Fuß über der Meeresfläche, eine kleine halbe Stunde oberhalb Oberhausen, und 2¾ Stunden von Reutlingen; Revier Lichtenstein, Forstamt Urach. Das Patronat besitzt die Landesherrschaft, die auch den Pfarrer besoldet.
Den großen Zehenten und den Novalzehenten bezieht die Herrschaft, den kleinen und den Heuzehenten die Pfarrey; zehentfrey sind 11 Morgen.
Gefälle beziehen
der Staat aus Lehen- und Zinsgütern, Geld- und Küchengefälle 44 fl. 30 kr.
Ferner beziehen die Pfarrey, die Gemeindepflege und die Heiligenpflege des Orts, die Gemeindepflege Oberhausen und 7 benachbarte Stiftungspflegen kleine Gefälle. Jedes Haus, das einen Rauch hat, zahlt eine alte Henne, Rauchhenne.
Das Dörflein liegt äußerst malerisch in dem engen Thale auf einer hohen Au, wovon es ohne Zweifel den Namen hat, umgeben von einer wahren Schweizernatur. Von der Thal-Erhöhung, auf welcher der Ort liegt, stürzt sich in mehreren Fällen brausend die Echaz, welche unweit des Dorfes ihre Quellen hat, (S. 22) über Tuffsteinfelsen herab. Die Erhöhung selbst besteht ganz aus solchen Felsen, welche dem Ort einen nicht unerheblichen Nahrungszweig gewähren, da sie theils hier, theils aus den Brüchen, von den beyden Hausen überall hin in die Umgegend zum Bauen geholt werden.
Unmittelbar hinter dem Ort beginnt die schöne Honauer Steige (s. S. 75), die, wenn einmal der Straßenzug seinen natürlichen Gang nehmen sollte, für das Örtchen sehr wichtig werden kann.
Die Markung des Orts ist im Verhältnisse zur Einwohnerzahl die kleinste im ganzen Oberamt; dennoch hat hier die Bevölkerung seit 10 Jahren verhältnißmäßig mehr als im ganzen Thale, wenn gleich nicht mehr als um 19 Personen zugenommen. Vergl. S. 42.
Wie im ganzen Thale, so wird auch hier viel Hanf gebaut, daneben zeichnet sich der Ort durch einen starken Zwiebelbau aus. Auch Obst wird ziemlich gewonnen, doch ist es rauh und geräth minder gern, als thalabwärts. Honau kommt schon im Jahr 937 in der oben angeführten Urkunde Kaisers Otto, unter dem Namen Hohenowe, Hohenau vor. Der Priester Hartbert, der von dem Kaiser hier beschenkt wurde, gelangte später zur bischöflichen Würde in Chur, und es ist merkwürdig, daß noch im Jahr 1686 der Bischof Ulrich von Chur sich bey dem Herzog von Würtemberg beschwert, daß er aus seiner Feilenschmidte zu Honau, ungeachtet dieselbe ganz zerfallen, doch noch die alte Steuer fortbezahlen solle. Zu derselben Zeit besaß Chur hier auch noch mehrere eigenthümliche Güter und noch in dem neuesten Cameralamts-Grundbuch wird ein Theil der oben genannten Lehen- und Zinsgüter als ehemals Churische Lehen aufgeführt. Auch Groß Engstingen war, wie wir unten sehen werden, Churisch. Bemerkenswerth ist, daß eine Zellg der Markung auf der Höhe „Pfullenberg“ heißt; in dem Ort selber wird noch ein Haus das Schlößle genannt. Hinter Honau schließt sich das enge Thal ganz, zwischen hohen Felsen, im sogenannten Dobel. Zwischen Honau und Oberhausen, gegenüber von Lichtenstein, steht an der Bergwand eine Reihe von etlich und 20 Felsen. Der erste und einer der größten davon heißt der Sonnenstein. Die Bewohner von Honau benutzen ihn statt einer Sonnen-Uhr, um die Mittagszeit darnach zu bestimmen. Der Felsen hat nämlich eine große Vertiefung, in welche die Sonnenstrahlen gerade um die Mittagsstunde fallen.
Zu Honau gehört

Bildertanzquelle: Internet

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