Mittwoch, 28. Februar 2018

Der Traum des Adolph Heid von der Elfengrotte - Honau 1904.


In den Albvereinsblättern 16/5 (1904) 180-184 / Beilage 26.30, ist der von Adolph Heid verfasste, folgende Artikel erschienen:

Oft ging ich abends nach heißen Sommertagen der Echazquelle zu, um dort auf einer Bank dem Quellensprudel zu zusehen und dann der Dobelschlucht entlang bis zum Talschluss und seinen Felsen zu wandeln; heilige Stille waltet hier in des Waldes dunklem Schatten; nur selten hört man in der wilden Schlucht vielleicht des Rehes scheuen Tritt oder des Schuhus schaurigen Ruf.

So saß ich auch einmal wieder dort auf einem Felsblock, mich meinen Träumereien hingebend. Da stand auf einmal ein zierliches, freundlich blickendes Zwerglein vor mir. "Willst Du mal das Treiben der Elfen in des Berges Tiefe schauen? So komm und folge, wenn ich mit meiner Fackel leuchtend Dir vorangehe." Da öffnete sich vor meinen Blicken auf einmal ein Felstor, ein Zickzackgang führte zu einer wundervollen, von vielen Säulen getragenen Tropfsteinhalle.

Auf hohem Thron sitzt der Elfenkönig, zu beiden Seiten hält ein Zwerg die Ehrenwache, von überall kamen zierliche Elfen spielend herangeschwebt, um ihrem König zu huldigen und dann unten magisch beleuchtet über einem See bei sanftem Plätschern des Springquells und bei lieblichen Weisen einen Reigen aufzuführen.

Erstaunt ob solcher Pracht sah ich lange bewundert zu. Schuhu - jäh erwach ich ob des Vogels schauerlichem Ruf. -- Alles verschwunden; wo bin ich? Tiefe Nacht umgibt mich. Ach so! Im Dobel. --

Seitdem musste ich immer wieder an die schöne Grotte mit ihren Elfen denken. Die Gestalten entstanden unter meinen Händen und ich ruhte nicht, bis ich das ganze Bild meines Traumes sichtbar, greifbar, hörbar geschaffen und - dies - kann nun von jedermann bei meinem Hause, gegenüber dem Bahnhof in Honau, besichtigt werden.
                                                                                                                                    Adolf Heid, Honau


Postkarte: Archiv des GHV-Lichtenstein                                                                         Bearbeitung + eArchiv: Dieter Bertsch

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen