Freitag, 30. September 2016

Die ehemalige Dobelstraße im hintersten Echaztal: Elegant und charmant im alpinen Gelände unterwegs.


Die Dobelstraße stellte eine Verbindung von und nach Genkingen und zum Schloß Lichtenstein her.
Erbaut wurde sie im Jahr 1875. Nach dem Ausbau einer Umgehungsstrecke erfolgte die Straßenschließung (1967).

In der Oberamtsbeschreibung von 1893 heißt es dazu:

Bis jetzt ist Honau mit der Alb durch eine schöne Kunststraße verbunden, die in 3 Windungen unmittelbar hinter Honau, ebenfalls den östlichen Bergzug benützend, die Albhöhe ersteigt. Dieselbe führt nach Klein-Engstingen-Zwiefalten; an dem eben genannten Punkt zweigt dann eine Straße nach Groß-Engstingen-Sigmaringen ab. Diese Kunststraße wurde in den 1820er Jahren erbaut; sie kommt von Reutlingen her dem Lauf der Echaz entgegen. Bei der letzten Kehre zweigt die malerische, 1875 von der Forstverwaltung ausgeführte Lichtensteiner Straße ab und zieht, ganz in den Fels gehauen und gesprengt, hoch über dem wilden Dobel, gegen diesen mit Schranken versehen, dem Lichtenstein zu. Ein Felsentor (Tunnel) ist stehen geblieben, da man von der Sprengung dieses Felsens Schaden für das Schloß befürchtete.

Foto: GHV-Lichtenstein                                                                                                  Bearbeitung + eArchiv: Dieter Bertsch

Donnerstag, 29. September 2016

Die diesjährige Wahlnussernte in manchen Lichtensteiner Talauen fällt bescheiden aus.


Die im Sommer schattenspendenden Walnussbäume haben bereits begonnen ihr Laub abzuwerfen. Die flach einfallenden Herbstsonnenstrahlen zwängen sich gerade noch am Stamm vorbei und durch das Geäst.

Eine späte Frostnacht im Frühjahr ist vermutlich die Ursache dafür, daß es in manchen Tallagen dieses Jahr nur wenige Walnüsse gibt. Um die paar vorhandenen Früchte streiten sich mit großem Spektakel jetzt die Raben, Elstern, Eichelhäher und Eichhörchen.

Foto, Bearbeitung + eArchiv: Dieter Bertsch

Mittwoch, 28. September 2016

Holzelfingen, 1930: Pfarrer Paulus beschreibt die "Greifensteiner Grabplatte".


Im "Heimatboten für Holzelfingen", vom  November 1930, hat Pfarrer Paulus zum obigen Foto das Nachfolgende veröffentlicht:

Die Leser werden gesehen haben, daß die Grabplatte zwei Inschriften hat. Die eine, die Umschrift, in gotischer Schrift, also deutsch; die andere lateinisch. Die gotische Umschrift lautet: Anno dom. M,C.C.C.C.LXXXXIIII. jar (= im Jahre des Herrn 1494) starb. tilgen.goesin. von. Holzelfingen. der. got. gnedig. sin. well. Man nimmt an, daß der Name tilgen (= Ottilie) goesin der Name der letzten Greifensteinerin sei, die im Chor der Kirche, der alten Grabstätte der Greifensteiner, beigesetzt worden sei; vielleicht einer Tochter des Burckhardt von Gochzen, Vogt und Forstmeister des Klosters von Zwiefalten.

Im Jahr 1717 sodann ist diese Grabplatte zum Grabdenkmal für seine Töchter von Pfarrer Sehner benützt worden. Das sagt die lateinische Inschrift, die ausgeschrieben und übersetzt lautet: In Nomine Jesu (= im Namen Jesu). Amatissimis fibiabus suis hic sebultis (= seinen innig geliebten, hier begrabenen Töchtern) Juditae Veronicae. Mariae Margaretae. Annae Reginae (= Judita Veronica, Maria Margarete, Anna Regina) variolis dysenteriis IX mensium spatio extinctis (= welche an verschiedenen Darmerkrankungen (Ruhr) innerhalb 9 Monaten gestorben sind) signum hoc doloris sculpsit ipsa patris Sehneri manus (= hat dieses Trauerdenkmal eigenhändig gemeißelt der Vater Sehner. M.DCC.XVII (= 1717).

 Merkwürdigerweise ist im Totenregister nur der Tod der siebenjährigen Juditha Veronica, am 6. Dezember 1716 eingetragen, mit der Angabe, daß sie an den "leidigen Durchschlechten" (Pocken ?), die damals "allenthalben grassiert", gestorben sei. Weiter ist hinzugefügt, daß zu ihrer letzten Ehre, an ihrem Namenstag ("Veronica"), am 4. Februar 1717, das schöne Epitaphium (= Grabschrift oder Grabstein) in der Kirche aufgehängt worden sei.

Die beiden anderen auf dem Grabstein erwähnten Töchter, Margareta und Regina sind am 24. August 1712 und 15. März 1717 geboren. Sie müssen zwischen dem 6. Dezember 1716 und 6. September 1717 gestorben sein. Im Totenregister ist zwischen dem 21. März 1717 und 9. August 1719 kein Eintrag, dagegen Raum gelassen, wie zum nachträglichen Eintrag noch nicht geschriebener Todesfälle.

Das im Totenregister erwähnte Epitaphium kann nicht die Grabplatte sein, denn das Epitaphium ist am 4. Februar 1717 "in der Kirche aufgehängt worden". An diesem Tag war die auf der Grabplatte genannte Anna Regina noch gar nicht geboren. Das Epitaphium wird vielmehr eine Schrift gewesen sein, die dann wieder weggenommen wurde, als Ende 1717 das steinerne Denkmal für die 3 Töchter aufgerichtet war.

Jetzt ist die Grabplatte an der Außenwand der Sakrestei aufgerichtet und festgemacht und zeugt von Sterben und Trauer und vergangener Herrlichkeit aus den Tagen der Väter.

Im November 1930.
 Bearbeitung + eArchiv: Dieter Bertsch


Dienstag, 27. September 2016

Das erste kirchliche Gemeindeblatt für Holzelfingen, im Januar 1929: "Liebe evangelische Gemeindegenossen!"


Der Holzelfinger Pfarrer Paulus hat im Dezember 1925 den dortigen Pfarrdienst übernommen. Ihm war es ein herzliches Anliegen  mit seinen Holzelfinger Familien und von Holzelfingen weggezogenen Personen in einen Gedankenaustausch zu treten und Kontakte zu pflegen. Im Januar 1929 erschien das erste Gemeindeblatt. Seine Leser hat er wie folgt angesprochen: "Liebe evangelische Gemeindegenossen ...". Lediglich zur Bestreitung der Druckkosten wurden 30 Pfennig verlangt. Pfarrer Paulus versprach: "Daß dann schon jedes mal etwas Rechtes drin stehen werde".

Und nun noch etwas zum Titelbild: Ein Freund von Pfarrer Paulus, Karl Möhrle aus Baiersbronn, hat es gemalt. Bei einem Besuch von Möhrle in Holzelfingen, hat es ihm so gut dort gefallen, daß er sich anbot, das Titelbild für das künftige "Blättle" zu zeichnen.
  
Bearbeitung + eArchiv: Dieter Bertsch

Montag, 26. September 2016

Um 1890: Aus dem Alltag der Menschen in und um die Lichtensteiner Teilorte (Teil 2)


Nachfolgend Auszüge aus der Beschreibung des Oberamts Reutlingen, 1893. Verfasst von Oberamtsarzt Dr. Steinbrück, Reutlingen sowie Anmerkungen des ehemaligen Gemeindearchivars von Lichtenstein, Paul Schweizer.

((Fortsetzung vom Vortag))

Der vermögende Bauer schlachtet im Winter 1 oder 2 Schweine. Bei dieser Gelegenheit gibt es die "Metzelsuppe"...

"... von großer Bedeutung, besonders bei der körperlich strenger arbeitenden Bevölkerung, nimmt das "Vespern" ein. Diese Mahlzeit fällt oft reichlicher aus als das Mittagessen. Zum Vesper wird Bier oder Most getrunken. Der Genuß von Obstmost verbreitet sich überhaupt immer mehr, auch in den nicht selbst Obstbau treibenden Gemeinden der Alb, jedoch nur als Haustrunk. Im Wirtshaus wird nur Bier, seltener Wein getrunken ...".

Sehr kritisch äußert sich der Oberamtsarzt - als Mann vom Fach - über die Kinderernährung.

" ... die allgemeine Erfahrung lehrt, daß das  Stillen häufig schon nach 2 - 3 Wochen aufgegeben wird und statt dessen, neben der Mutterbrust, den Kindern noch allerlei andere, häufig recht unzweckmäßige Nahrungsmittel gereicht werden. Es ist die irrige Meinung verbreitet, daß ein Kind bei flüssiger Nahrung allein nicht satt werden und gedeihen könne ...".

Bei einem Teil der Bevölkerung ... "werden eben Kinder nach alter Sitte von der ersten Lebenswoche an mit Mehlbrei "gestopft". Der Bequemlichkeit halber wird der Brei für den ganzen Tag vorausgekocht. Andere Kinder bekommen dicke Suppen von Milchbrot, Blechwecken und gewöhnlichen Wecken. Als günstig ist es schon zu bezeichnen, wenn ein neu geborenes Kind wenigstens mit unverdünnter Kuhmilch ernährt wird ...".

"... eine weitere Unsitte in der Kinderpflege besteht in der ausgedehnten Anwendung des  "Schnullers" bzw, "Schlotzers", der auf dem Land noch überall angetroffen wird und - wie die Leute sagen - eine Kindermagd einspart ...".

Aber bei Kindern wird betreffs der Ernährung nicht nur in den ersten Lebensmonaten gesündigt, sondern auch in späteren Zeiten. Viel zu früh lässt man diese am gemeinschaftlichen Tisch alles mitessen, was da aufgetragen wird. Sie werden an den Genuß alkoholischer Getränke gewöhnt und die Folgen können dann natürlich nicht ausbleiben. Die große Kindersterblichkeit gibt davon Zeugnis.

"... die Wohnungen auf dem Land sind einfach, fast durchweg Fachwerkbau ohne besondere architektonische Ausschmückung. Die Häuser meist einstockig, Stall und Scheune mit den Wohnräumen unter einem Dach. Die Wohnräume bestehen gewöhnlich nur aus Wohnstube und Kammer. Die Schlafkammer ist für die Eltern und für die kleineren Kinder. Die älteren Kinder schlafen in einer Nebenkammer oder auf der Bühne unter dem Dach. Für frische Luft in den Wohnräumen herrscht wenig Sinn. Die Fenster werden im Sommer so wenig geöffnet wie im Winter. Um so mehr ist das Wärmebedürfnis vorherrschend. Eine gut beheizte Stube trifft man im Winter selbst bei den ärmsten Familien an ...".

Bearbeitung + eArchiv: Dieter Bertsch

Sonntag, 25. September 2016

Um 1890: Aus dem Alltag der Menschen in und um die Lichtensteiner Teilorte (Teil1).


Nachfolgend Auszüge aus der Beschreibung des Oberamts Reutlingen, 1893. Verfasst von Oberamtsarzt Dr. Steinbrück, Reutlingen sowie Anmerkungen des ehemaligen Gemeindearchivars von Lichtenstein, Paul Schweizer:

"Der Menschenschlag wird als kräftiger und ausdauernder, ja zäher, von meist Mittelgröße und stämmiger, untersetzter Statur bezeichnet. Wohlbeleibtheit wird, auf dem Land wenigstens, nur selten gefunden.
Einzelne Unterschiede sind weniger auf die Bodenverhältnisse als auf die vorherrschende Beschäftigung zurückzuführen, insofern, als in denjenigen Ortschaften, deren Einwohner zum größten Teil in Fabriken beschäftigt sind, der Menschenschlag als ein entschieden schwächlicherer, zarterer und mehr zu Krankheiten disponierter ist, als in Bezirken mit vorwiegend landwirtschaftlicher Beschäftigung. Dementsprechend sind auch die Resultate bei der Aushebung (Musterung): Die Gemeinde Unterhausen, in welcher die Mehrzahl der jüngeren, männlichen Einwohner von frühester Jugend an in Fabriken beschäftigt ist, liefert z.B. schon seit Jahren relativ am wenigsten tüchtige Soldaten."
Eine gewisse Begründung für dieses "Manko  an tüchtigen Soldaten" findet man in den Ausführungen über die Beschäftigung der Bewohner. Hier wird u.a. gesagt: "Auch wird nicht selten in der Richtung gesündigt, daß die Eltern ihre Kinder viel zu früh zur Fabrikarbeit anhalten; kaum sind sie 14 Jahre alt und der Schule entwachsen, so müssen sie "Geld verdienen".

Im Charakter und Temperament haben sich damals deutliche Unterschiede zwischen Stadt und Land gezeigt: "Die ländliche Bevölkerung, besonders die Älbler, sind nüchtern, ernst und still, in sich gekehrt und zurückhaltend, etwas schwerfällig im Umgang, besonders Fremden gegenüber. Es herrscht Bitterkeit, Sparsamkeit und große Arbeitslust. Überall findet man auf dem Land tief religiösen Sinn, der aber leicht auf Abwege führt und in Pietismus und Sektiererei ausartet ...".

"... der Wirtshausbesuch ist bei der ländlichen Bevölkerung sehr mäßig und gar manches Bäuerlein kommt nur, wenn es auswärts in die Stadt geht oder bei besonderen Gelegenheiten dazu (Hochzeit, Leichenschmaus). Andere gehen regelmäßig am Sonntagnachmittag auf einige Stunden hin, sind aber um 5 oder 6 Uhr zum Tränken und Füttern des Viehs schon wieder Zuhause. Nur die "Ledigen" erlauben sich hin und wieder einen längeren Wirtshausaufenthalt. Eigentliche Trunkenheit ist selten ...".

"... in den ländlichen Gemeinden ist die Ernährungsweise sehr einfach, oftmals kärglich. Sie ist fast rein pflanzlich, Fleisch ist ein Luxusartikel und kommt in manchen Familien wochenlang nicht auf den Tisch. Die Hauptnahrung besteht aus Kartoffeln, von welchen oft unglaubliche Mengen vertilgt werden. Weiterhin Mehlspeisen ("Spätzle"), Gemüse, Hülsenfrüchte und im Sommer grüner Salat. Daneben wird viel Milch und Kaffee getrunken. Der Kaffee hat sich zwischenzeitlich in allen Haushalten durchgesetzt, nicht nur zum Frühstück, sondern häufig auch als Abendessen, gewöhnlich mit Kartoffeln zusammen in der Tasse wird ausgelöffelt...".
"... die Qualität des Kaffees ist meist eine sehr fragliche, es werden dazu mehr Surrogate als Kaffeebohnen verwendet. Die Herstellung erfolgt aus gewürfelten Zuckerrüben und Gelbrüben. Diese werden auf dem Ofen gedörrt, dann gemahlen und in Verbindung mit einem Minimum wirklichen Kaffeemehls aufgekocht ...".

((wird fortgesetzt))

Bearbeitung + eArchiv: Dieter Bertsch

Samstag, 24. September 2016

1920: Ehemalige Markungsgrenze zwischen Ober- und Unterhausen.


Auf der linken Seite des Bildes ist auf einem Sockel eine mit beschrifteten Tafeln versehene  Grenzmarkierung zwischen Ober- und Unterhausen ersichtlich. Von dieser Stelle aus führt heute von der B 312 aus ein Staffelweg zur Zeppelinstraße hoch. Die ursprüngliche Gemarkungsgrenze ist ehemals exakt an dieser Stelle verlaufen.
Foto, Bearbeitung + eArchiv: Dieter Bertsch

Freitag, 23. September 2016

Erinnerungsfoto: Familie Karl Mezger, von der "Oberen Braike".


Personen (von links):
-  Sohn: Karl Mezger, Maurermeister und ehemaliger Gemeinde-Bauhofleiter.
-  Mutter: Luise Mezger, geb. Reiff ("Schulzen-Luis"), Tochter des letzten Schultheißen von Oberhausen:
    Gottlob Reiff und dessen Frau Friederike, geb. Trudel.
-  Vater: Karl Mezger ("von d'r Braike").

Die Verwendung von Beinamen war bis vor wenigen Jahrzehnten im oberen Echaztal und auf der Alb üblich (siehe im obigen Text: "Schulzen-Luis"). Heute werden diese Beinamen nur noch von der älteren Generation verwendet. Dieser jeweilige Name charakterisiert die Namensträgerperson bzgl. Aussehen, Abstammung, Beruf, Charakter, Wohnplatz etc. Weiterhin wurde auch bei gleichnamigen Ortsbürgern damit eine unterscheidende Zuordnung festgelegt ("... von d'r Braike" bzw. "... von d'r hinteren Gasse").

Fotobereitstellung: Familie Mezger (Nachkommen)                                                     Bearbeitung + eArchiv: Dieter Bertsch

Donnerstag, 22. September 2016

Die Figur des "Bärbele vom Lichtenstein" ist in der Gemeinde Lichtenstein heute noch lebendig.


Die Gemeinde Lichtenstein ist Mitglied im "Mythos Schwäbische Alb". Diese Tourismusgemeinschaft des Landkreises Reutlingen hat es sich zur Aufgabe gemacht und verfolgt das Ziel, das vorhandene touristische Potenzial attraktiv in Szene zu setzen und die Region dadurch vielfältig zu vermarkten.

Ausgeprägt positiv besetzt ist im oberen Echaztal die Figur des "Bärbele vom Lichtenstein". Das Bärbele spielt eine der schwäbischen Mentalität angepasste Frauenrolle in Wilhelm Hauffs Roman, nach dem das später erbaute Schloß benannt wurde, ebenso ab 1975 die Gemeinde.
Das "Bärbele vom Lichtenstein" ist eine liebgewonnene Identifikationsfigur, in die weibliche Personen gerne schlüpfen, wenn es um entsprechende, repräsentative Themen, Veranstaltungen usw. geht, welche das Schloß bzw. die  Gemeinde Lichtenstein betreffen.

Das obige Foto aus dem Jahr 2010 zeigt das "Bärbele vom Lichtenstein" auf der CMT in Stuttgart.

Foto, Bearbeitung + eArchiv: Dieter Bertsch

Mittwoch, 21. September 2016

Albert Reiff, im Oktober 1968: Abschied vom Milchwagen in den wohlverdienten Ruhestand.


Das Bild zeigt Albert Reiff (rechts) mit seinem Bruder.

Ein Kapitel Unterhausener, genauer gesagt Oberhausener Geschichte, ist im Oktober 1968 zu Ende gegangen. Alber Reiff, genannt der "Milcher", ging nach 35 Jahren in den Ruhestand. Er hatte in seiner Teilortsgemeinde den täglichen Kontakt zur Bevölkerung. Aufgrund seines unerschütterlichen Humors galt er allgemein als Oberhausener Original. A. Reiff wurde 1903 in Oberhausen geboren, beendete seine Schulzeit im Krieg, zu einer Zeit, da es keine Lehrstellen gab. Er wollte Bauer werden, evtl. als Hof-Verwalter in den Osten Aussiedeln und besuchte deshalb die landwirtschaftliche Winterschule. Auf dem Ammerhof bei Tübingen wollte er sich das praktische Rüstzeug für diese Tätigkeit aneignen. Doch eine Krankheit durchkreuzte diese Pläne und Albert Reiff ging in die Fabrik. Dann kam für ihn die Zeit der Arbeitslosigkeit, die im Mai 1933 damit endete, daß für die örtlichen Milchbauern in seiner Heimatgemeinde eine Genossenschaft gegründet wurde, bei der er einen Posten übernahm.

20 Bauern brachten anfangs Milch zur Sammelstelle in einen gemieteten Raum im ehemaligen Rathaus von Oberhausen. Albert Reiff nahm hier jeden Morgen und Abend die Milch entgegen, bediente die primitive Kühlanlage, die mit der Wasserleitung gekoppelt war und fuhr allmorgendlich Milch und Butter zum Verkauf mit dem Handwägele durch die Straßen. Mit der wohlbekannten Schelle machte er sich bemerkbar.

Die Zahl der Anlieferer wie der Käufer wuchs. Der Milchfahrer war mittlerweile mit Pferdegespann und dann mit Motor-Dreiradwagen unterwegs. Den 2. Weltkrieg überlebte er als Soldat in Rußland. In den Notjahren danach kam der gute alte Handkarren wieder zu Ehren. Wie eh und je schöpfte Albert Reiff aus den Kannen und hatte manchen guten Rat an die Hausfrauen. Wenn er anderweitig beschäftigt war, übernahm seine Frau Helene diese Arbeit.

Zu Beginn der Sechzigerjahre mußte A. Reiff noch "umsatteln": Mit 57 Jahren machte er noch den Führerschein, denn jetzt besuchte er die Kundschaft per Kleinbus, dabei hat sich das Warenangebot ständig erweitert.

Nicht nur Milch holten die Oberhausener beim "Milcher Albert", sondern auch gute Ratschläge und Unterstützung. Er war Geburtshelfer bei Kälbern, er kannte stets die Nöte seiner Mitbürger, sah deren Kinder und Enkel aufwachsen, erlebte die ständige Vergrößerung der Gemeinde und den Zuzug vieler neuer Menschen nach Unterhausen.

Im Ruhestand sah man ihn manchmal bei schönem Wetter vor seinem Haus in der Ludwigstraße auf der Bank sitzen. Mit manchem Passanten wurde dann noch oft ein kurzes "Schwätzle" gehalten.

Foto + Textauszüge: Reutlinger GEA, vom 24. 10. 1968                                                Bearbeitung + eArchiv: Dieter Bertsch

Dienstag, 20. September 2016

Abendlicher Blick von den Nebelhöhlefelsen aus: "Alles geht zu seiner Ruh".


Joseph von Eichendorf thematisiert in seinem romantischen Gedicht die Natur und die Sehnsucht nach Ruhe, Geborgenheit und nach einem Zuhause:

Abendlich schon rauscht der Wald
Aus den tiefen Gründen,
Droben wird der Herr nun bald
An die Sternlein zünden.
Wie so stille in den Schlünden.
Abendlich nun rauscht der Wald.

Alles geht zu seiner Ruh.
Wald und Welt versausen.
Schauernd hört der Wandrer zu,
Sehnt sich recht nach Hause.
Hier in Waldes stiller Klause,
Herz, geh endlich auch zur Ruh.

Foto, Bearbeitung + eArchiv: Dieter Bertsch

Montag, 19. September 2016

Freitagabends: Vom Schreibtisch an den Stammtisch.


Das Foto wurde im "Gasthaus Stern" in Lichtenstein-Unterhausen aufgenommen.

Foto, Bearbeitung + eArchiv: Dieter Bertsch

Sonntag, 18. September 2016

Familie des Schreiner Gekeler, im ehemaligen Oberhausen - Reißenbachstraße.


Foto: GHV-Lichtenstein                                                                                                  Bearbeitung + eArchiv: Dieter Bertsch

Samstag, 17. September 2016

Einmalige Aussichten auf dorfprägende Ansichten: Das ehemaliges Rathaus und heutige Ortsamt in Holzelfingen sowie das Gasthaus Krone.


Foto: Rainer Hipp, 2009 / letzte Veröffentlichung im GHV-BLOG: 02.10.2013                                    eArchiv: Dieter Bertsch

Freitag, 16. September 2016

Die Honauer Galluskirche: Aktuelle Aufarbeitung der Geschichte.


 Pfarrer Dr. Bauspieß hat sich in die langjährige Geschichte der Honauer Galluskirche eingearbeitet. Am "Tag des offenen Denkmals" konnten sich Besucher über den Stand der gegenwärtigen Recherchen informieren und ihre persönlichen Erlebnisse einbringen.

Foto: Hans Gerstenmaier, Honau                                                                                   Bearbeitung + eArchiv: Dieter Bertsch

Donnerstag, 15. September 2016

Der Reißenbach in Unterhausen: Ein Bach verschwindet!


Nach der Quelle fließt der Reißenbach zunächst das ganze Jahr über im Bachbett zielstrebig ins Tal hinaus, der Echaz zu. Doch schon wenige hundert Meter nach dem Quellaustritt steht man in niederschlagsarmen Zeiten im trockenen Bachbett. Außer ein paar kleinen Pfützen ist das Wasser ungehindert, auf natürliche Weise, in Tuffsinterbecken versickert.

Die Anzahl der jährlichen Tage, an denen das Wasser vollständig in den Versickerungsstellen entschwindet, hat in den letzten Jahrzehnten ausgeprägt zugenommen.

Der Wiederaustritt des versickerten Wassers dürfte in entsprechenden Gesteins-/Bodenformationen im Unterhausener Echaztalgrund erfolgen. Wasserführende und wasserundurchlässige Schichtenbildungen sind hier für das Vorkommen von Quellen maßgebend.

Foto, Bearbeitung + eArchiv: Dieter Bertsch

Dienstag, 13. September 2016

Wer jetzt noch den Weg verfehlt: Man befindet sich trotzdem stets in einer wunderschönen Landschaft!


Foto 2016: Hans Gerstenmaier / Honau                                                                                 Bearbeitung + eArchiv: Dieter Bertsch

Montag, 12. September 2016

Honau ist "Tuffte": Da kribbelts und prickelts!




Foto: Hans Gerstenmaier, Honau                                                                                   Bearbeitung + eArchiv: Dieter Bertsch

Sonntag, 11. September 2016

Sonntag, 11. September 2016: "Tag des offenen Denkmals".


Quelle: "Amtsblatt der Gemeinde Lichtenstein", vom 2.9.2016                                    Bearbeitung + eArchiv: Dieter Bertsch

Samstag, 10. September 2016

Sonntag, 11.09.2016: Besuchen Sie unsere Ausstellung - wir laden Sie herzlich ein!


In seiner diesjährigen Ausstellung zum  Tag des offenen Denkmals,  am Sonntag, den 11. September 2016, präsentiert der Geschichts- und Heimatverein die Geschichte der Lichtensteiner Schulen stilgerecht in den Räumen, in denen bereits während des 30-jährigen Kriegs, Schüler aus den Gemeinden Oberhausen, Unterhausen, Honau, Holzelfingen und Kleinengstingen auf den Ernst des Lebens vorbereitet wurden. Ein historisches Klassenzimmer macht den früheren Schulalltag wieder lebendig.

Wir zeigen Exponate, die noch an die eigene Schulzeit erinnern. Unser Ausstellungsmacher, Günther Frick, hat manche Rarität für Sie aus den alten Schularchiven und Lernmittelsammlungen zusammengestellt.

Quelle: "Amtsblatt der Gemeinde Lichtenstein", vom 2.9.2016                                    Bearbeitung + eArchiv: Dieter Bertsch

Freitag, 9. September 2016

Donnerstag, 8. September 2016

Ein alter Postkartengruß von der Alb ins Honauer Tal...

Bildertanz-Quelle: Bodo Kablau

Der Erlass vom 25.09.1835 - Ober-/Unterhausen betreffend: Im Leben viele Gemeinsamkeiten, aber im Tod strikte Trennung!


Das Foto von 2016 zeigt das erhaltene "Grufthäusle" im ehemaligen Friedhof Oberhausen.

Auszug einer Gemeindepflege-Rechnung von Oberhausen, aus dem Jahr 1835/36, B 15, Seite 11(R):

"Die hiesige Gemeinde Oberhausen hatte bisher den Begräbnisplatz in Unterhausen. Es wurde aber mit der Gemeinde Unterhausen die Übereinkunft getroffen, daß letztere der hiesigen Gemeinde eine Abfindungssumme von 450 fl (Gulden) bezahlt, wogegen dann die hiesige Gemeinde auf den dortigen Begräbnisplatz verzichtet und einen eigenen Kirchhof errichtet".

Diese Übereinkunft wurde durch den Kreis Reg. Erlass (Nr. 8656) genehmigt und Unterhausen beglich an Oberhausen die vereinbarte Abfindungssumme in zwei Raten (1835: 200 Gulden und am zweiten Weihnachtsfeiertag 1836 die restlichen 250 Gulden).

Ein Posten in den Gemeindepflege-Rechnungen von Oberhausen, aus dem Jahr 1835/36 (Seite 30), soll nicht vorenthalten werden:
"36 Kreuzer erhielt Totengräber Epple von Oberhausen für ein neues Grab auf dem neuen Kirchhof zur Probe".

Bearbeitung + eArchiv: Dieter Bertsch

Mittwoch, 7. September 2016

Das Altarkreuz des Bildhauers und Künstlers Karl Hemmeter in der "Erlöserkirche".


Das Kruzifix in der Erlöserkirche wurde vom Bildhauer Karl Hemmeter entworfen und angefertigt. Dieser wurde am 18. Februar 1904, als zweiter Sohn in einem streng evangelischen, aber auch sehr armen Elternhaus geboren. Bereits im ersten Lebensjahr erkrankte er an Rachitis und litt infolgedessen unter beidseitiger Hüftluxation, welche ihm erst mit drei Jahren ein hinkendes Gehen erlaubte. Die Umstände zwangen den damals 15-jährigen vorerst zu einer Lehre in der väterlichen Drechsler-Werkstatt. Ab 1924 durfte Hemmeter die Nürnberger Kunstgewerbeschule besuchen und erlernte dort den Holzstich. Im Herbst 1926 wechselte er nach erfolgreich bestandener Aufnahmeprüfung an die Kunst-Akademie in München und schloss das Studium dort ab. Das Studium finanzierte er mit Stipendien seines Geburtsortes Weißenburg und anderer Unterstützer. Ab 1932 arbeitete Karl Hemmeter als selbständiger Künstler. Er heiratete 1934 Els Endl, ließ sich in Großhadern im eigenen Haus nieder und wurde Vater von vier Kindern.

Pfarrer Achim Fürniss aus Backnang hat den Künstler wie folgt beschrieben:
"Ein kleiner und schmächtiger Mann ist er, durch die Krankheit in früher Kindheit geprägt. Das Gehen macht ihm Mühe und doch geht ein freundliches Lächeln über seine Lippen. In seiner Hand ist stets eine rauchende Zigarre. Die Arme erscheinen fast überlang mit kräftigen Händen. Das ist das Bild von Karl Hemmeter, das so untrennbar mit seinen Werken verbunden ist".

Prägend für Karl Hemmeters Werke war sein eigenes Schicksal. Durch körperliches Leiden geprüft, suchte er in schweren Stunden den Ausgleich und formte in seinen Figuren und im Ausdruck des Leidens anderer seine eigenen Erfahrungen. Kunst als Therapie.
Die sakralen Werke Hemmeters zeigen oft menschliches Leiden - doch nicht Schmerz verzerrt und entstellend, sondern mit innerer Größe. Dies mag an den (meist) geschlossenen Augen der Dargestellten liegen, an den übergroßen Händen oder ihrer Körperhaltung. Hemmeter selbst stellte klar: "Ich deformiere den Dargestellten nicht, sondern will seine Empfindungen zum Ausdruck bringen". Dies tat er auf eine sehr zurückhaltende Art und Weise.

Karl Hemmeter ist am 6. August 1986 in München verstorben.

Viele Werke Hemmeters sind als Aufträge von Kirchengemeinden entstanden - dies dürfte auch 1959 für das Kruzifix der "Erlöserkirche" der Fall gewesen sein. Das wohl bekannteste Werk ist der segnende Christus für die Kaiser-Wilhelm-Gedächniskirche in Berlin. Auch in der Stuttgarter Stiftskirche finden sich Arbeiten des Künstlers.

Text-Quellen (Auszüge): diverse Internetrecherchen (Wikipedia; Internetauftritt der Evang. KG Mitteltal)


Foto, Bearbeitung + eArchiv: Dieter Bertsch

Montag, 5. September 2016

20. März 1896: "Em Bader seim Knecht händ se z'Reutlinga s'Gauls-Fuhrwerk klaut".


Dieses Ereignis wurde über mehrere Generationen hinweg an den Stammtischen weiter erzählt und dabei inhaltlich immer mehr ausgeschmückt und verfremdet. Es ist nicht gerade das größte Lob, wenn man als "a Kerle, wie em Bader sein Knecht" bezeichnet wird.

Quelle: "Der Echaz-Bote", vom 22. März 1896                                                             Bearbeitung + eArchiv: Dieter Bertsch

Sonntag, 4. September 2016

Kirchturmpolitik in Honau - vor 160 Jahren: Am 28. April 1856.

Textquelle: Kopie eines Honauer Gemeinderatsprotokolls (B 227, Seite 135 b).
Fotoauszug: GHV-Lichtenstein

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Samstag, 3. September 2016

Rätselhafte Steinzeugen wachen über das obere Echaztal: Kopfskulpturen im Lichtensteiner Wald.



 Nur wenigen Kennern unserer Heimat sind diese rätselhaften Steinzeugen bekannt. Handelt es sich hier um viele jahrtausendalte, von Menschen geschaffene Werke, oder ist die Formgebung nur eine Laune der Natur? Dieses ist noch immer ein Geheimnis, das es zu lüften gilt.

Hinweis: Bei der Suche dieser Felsformationen vor Ort ist äußerste Vorsicht geboten; beide befinden sich im steilen, fast alpinen Gelände, mit ausgeprägter Absturzgefahr.

Ein ausführlicher GEA-Artikel zu diesen "Kopfskulpturen" erschien am 26. Januar 2004 im "Reutlinger Generalanzeiger" (Verfasser: Jürgen Meyer).

Herzlichen Dank an unser Honauer Vereinsmitglied, Hans Gerstenmaier, für die Vermittlung der Fotos.

Fotos: Jürgen Meyer / GEA                                                                                           Bearbeitung + eArchiv: Dieter Bertsch         

Freitag, 2. September 2016

Das Hochwasserschutzkonzept im Reißenbachtal: Visionäre Ideen mit dem zwingend Erforderlichen in Einklang bringen.


Im "Amtsblatt der Gemeinde Lichtenstein", vom 26. August 2016, wurde ein Zwischenbericht zum Lichtensteiner Hochwasserschutzkonzept veröffentlicht.

Das hier Machbare wird wohl irgend wann realisiert werden. Die "Wieslesbesitzer" im Reißenbachtal hätten aber gerne ein bisschen mehr:
Im Uferbereich des aufgestauten Reißenbachs die Genehmigung zum Bau eines Bootsanlegestegs. Weiterhin eine naturnahe Uferpromenade, mit einer Birnbaumallee, der Sorte "Schweizer Wasserbirnen" und ein Strandcafe mit Bademöglichkeit.

Bearbeitung + eArchiv: Dieter Bertsch


Donnerstag, 1. September 2016

22. März 1896: Werbung in der Probeausgabe des "Pfullinger-Echaz-Boten".


"Der Echaz-Bote" erschien wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag und Samstag und kostete bei den Agenten und Austrägern monatlich 20 Pfennig, vierteljährlich 60 Pfennig, durch die Post bezogen in ganz Württemberg vierteljährlich 80 Pfennig.

Bearbeitung + eArchiv: Dieter Bertsch