Unser Vereinsmitglied, Eberhard Wörner, hat das nachfolgende Gedicht mit folgender Anmerkung an uns weitergeleitet:
"Das Gedicht stammt aus einem knapp hundertseitigen Büchlein, das mein Vater Anfang der Sechzigerjahre des vorigen Jahrhunderts vor dem Zermahlen im Kollergang, der heutigen Sitzgruppe an der Kirchstraße vor der Johanneskirche, gerettet hat. Im Original ist es in Fraktur gedruckt, was aber heute die meisten Jugendlichen nicht mehr lesen können und über die Schreibweise des Schwäbischen läßt sich ohnehin streiten."
Uf am Lichtastei‘.
1 Ihr liabe
Leut, jetzt geant amol Acht,
Am Sonndich han i a Ausflügle gmacht,
Uf d’Alb ond zwar uf da Lichtastei,
Den muaß mr gseha han, kotz keida-nei.
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2 Mr muaß
aber schwitza, und et so domm,
Vor lauter Krebsla wirst lahm ond kromm,
Mi keits jo et, daße nuf gange bee,
Dui Aussicht selt doba, ischt oizich schee.
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3 Wer ‘s
erschtmol des sieht, isch oifach a’weg,
I schneid aber et uf, des sag i keck,
A jedes, wo nufkommt, hot z’erscht koine Wort,
No aber lauft s‘ Maulwerk, je nôch dr Sort.
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4 De oine
deants laut, de andere leis,
Oinich send älle, sei ebbes fei‘ s,
I han mi alloi uf a Bänkle na’gsetzt,
Ond hälenga ufbaßt, was älles wird gschwätzt.
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Z’erscht komme a Bäärle, nadürlich per Arm,
Gell Goldschatz, descht schee, descht a Genuß?
Ja freile, i dank dr, komm kriagst en Kuß.
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6 A Lehrer
kommt jetzt drher mit’ra Klaß,
Du Aussicht, du macht de Kenderla Spaß,
Au gucket! Dui Zahradbah, descht amol fei,
Dia Häusla dahonta, wie Wanza so klei.
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7 Send amol ruhich, deant et wia doll,
Sonscht schlag i a baar da Hendera voll,
So secht dr Lehrer ond will d’Gegend erklära,
D’Kender deant henta ihre Rucksäckle leera.
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8 Uf oimol
hör i: So ne Hitze, ach nee!
Aha, dia kommet vom Strande der Spree,
Jott, watt bin ick jeklettert nach oben,
Hier kanns mich jefallen, det muß ick loben.
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9 Na jut,
sehn wir die Schose mal ann,
Schade, daß man de Berje nicht mitnehmen gann,
Nen juten Jedanken hab ick soeben,
Wir könnten ne Fuhre Sand dafür jeben.
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10 Zwoi
Wanderflegel kommet mit Johla drher,
A Bäärle nadürlich, „Sui“ mit am „Er“
„Sui“ em a Röckle, wia
Balletös,
„Er“ em a Klüftle, ganz schauderös.
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11 Se
schreiet ens Dahl na, daß no so hallt,
Ond schmeißet mit Stoiner, daß no so knallt,
Zom Abschied deant se ‘s Plätzle versaua,
No han i dem „Herrle“ da Wischpl verhaua.
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12 Jetzt fendet a ganza Familie sich ei‘,
Dui wird von Stuagert, oder sonscht woher sei‘,
D’r Vatter ond d’Muader schnaufet z’erscht aus,
S’Mädle, a Backfisch, a netter ruaft aus:
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13 Isch des
aber herrlich, isch dees amol schee,
Ben i froh, daß i mit ruf ganga bee,
De isch doch oizich, net zu beschreiba,
Do hoba möchte i mei Lebdag bloß bleiba.
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13 Oms
Hemmelswilla, Mädle gang z’rick,
Vor lauter Verwondera brichst du no s’Gnick,
Du Ma‘, gang ond hol se doch rieber,
A Veschber, brommt der, mär mr letzt liaber!
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14 Jetzt
hemmers gwonna, jet semmer hoba,
So kommet vier Baura da Berg ufe gschoba,
Du Frieder, a Millio kennt mr mir gäa,
Dôhob ben i s’aierscht ond s’letschtemol gwäa.
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15 Wo ischt
denn d‘Wirtschaft, wo geits denn a Bier?
Herrgott, dôhoba verduurschtet mr schier,
Hanno, mr wöllet gschwend d’Aussicht a’gucka,
No aber glei a baar Schoppa verdrucka.
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16 Heilichs
Bögleise, do gohts weit naa,
Du Gottliab paß uf, ond hagl et raa,
Kotz Kreiz-eine-nei, i will jo et fluacha,
Do könnst deine Knocha em Sackdüachle sucha.
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17 Wia hoißt
denn der Berg, der hauche, selt henta?
Narr i woiß au et, frog da Frieder, deer kennt a.
D’Achalm isch dees, ihr Sembl, ihr domme,
Se stoht so ôgfähr om Reutlenga omme.
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18 Mi keits
jetzt doch et, daße rufkrebslt bee,
Isch et wohr Hannes, deescht saumäßich schee?
Freile isch schee, Du Bachl, des sieh‘ ne,
Jetzt aber nex, wie nom en d’Kantine.
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19 Stück
sechs kommet jetzt mit am Zoicha am Huat,
Dia send vom Albverei, des kenn i guat,
Se staunet und gucket und hent halt a Freud,
Ond senget a Liad, moi, dess
hot a Schneid.
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20 Grad
keuchet drher zwoi waschechte Spiaßer,
Mr siehts an de Bäuch, send arg guate Gniaßer,
Herrgott beni froh, koin Schritt gang i weiter,
No zemlich viel Mooscht, des isch jetzt gscheider.
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21 Ja, wöllet
mr et z’erscht d’Aussicht geniaßa?
Der isch verruckt, des isch zom Schiaßa,
Glaubst i sei wega dr Aussicht rufkomma?
Laß me en Ruah mit dem Gschwätz mit dem domma.
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22 D’Wirtschaft zur „Aussicht“ dui laße mr gfalla,
I ka vor Duurscht schier nemme lalla,
Kommet zur Ei’sicht ond doilet mei A’sicht,
A Vesper isch besser, wia schöne Aussicht.
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23 Hanno, dui
A’sicht han i scho lang,
Narr, om dui Aussicht isch mers et bang,
Wenn mr koin Duurscht me hent, baß amol uf,
No ganget nr na ond gucket halt ruf.
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24 Du hosch
da dicksta, jo, so wird gemacht,
I bee no ganga ond han drzua
glacht,
Manchmol moit mr jo, d‘Leut
dädet spenna,
‘s isch aber et so, mr muaß dia bloß kenna.
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25 A Ei‘sicht
muaßt han, ‘s gibt ällerloi Leut,
I Moi, mei A’sicht dui sei doch gscheid.
Dr. Schwob duat sich gern auf dia Bickl nufquäla,
Bloß därf drbei d’Aussicht – ufs Vesper et fehla.
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Karl Lohmiller, Schwoba-Späßla, 2. verb. Aufl. 1926
Buchversand
Carl Tetzner, Stuttgart XIII
eArchiv: Dieter Bertsch
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