Im "Amts- und Mitteilungsblatt für die Gemeinden Unterhausen und Honau" findet sich in der Ausgabe vom Samstag, den 12. November 1955, folgender Bericht:
Nach gründlicher Vorberatung und nach Anhörung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräber-Fürsorge e.V. und des Landesamts für Denkmalpflege, hat der Gemeinderat als Platz für die Aufstellung des Ehrenmals für die Toten der beiden Weltkriege, den Kirchplatz Unterhausen ausgewählt. Hierzu hat sich das Landesamt für Denkmalschutz wie folgt geäußert:
" Die erfolgten Wiederherstellungsarbeiten an den Umfassungsmauern können wir nur mit voller Anerkennung begrüßen. Die Gemeinde Unterhausen ist der ebenso schwierigen wie mühevollen Aufgabe mit viel Sorgfalt gerecht geworden und hat wesentliche Mittel auf die Anlage verwendet. Dies gereicht ihr zur Ehre, verpflichtet aber auch gleichzeitig, der Gestaltung des Ehrenmals ebensolche Sorgfalt zu widmen. Vom Standpunkt der Denkmalpflege aus kann man die Wahl des Kirchplatzes, der zentral liegt, rings von einer hohen Mauer umgeben ist, ganz im Zeichen der Kirche als dem wichtigsten Baudenkmal steht, einen schönen Bestand von Fichten besitzt und von der Außenwelt nahezu abgeschlossen ist, nur wärmstens befürworten. Diese ruhige Insel inmitten der geschäftigen Gemeinde erscheint wie geschaffen für die Anlage eines Ehrenmals".
Die Ausführung des Ehrenmals wurde nach Durchführung eines Wettbewerbs und unter Beteiligung von Vertretern des VdK, durch den Gemeinderat der Bildhauerin Suse Müller-Diefenbach, in Tübingen-Lustnau übertragen, deren Entwurf durch den Bewertungsausschuss wie folgt bewertet wurde:
"Um den Charakter des ruhig-ernsten alten Friedhofs ungestört zu erhalten, sah die Verfasserin von einer freistehenden Plastik ab und wählte die Bindung an die umgebende Mauer. Die vorhandenen Bauelemente der Mauer wurden für die Architektur des Ehrenmals wieder verwendet. Die Engel, die den Toten tragen, bilden mit ihren Körpern und Flügeln das Maßwerk eines Fensters, das durch seine schmalen Öffnungen das Unbegrenzte ahnen läßt, der ernste Tod als Tor zur anderen Welt. Das Projekt steht im Zeichen der stillen Sammlung. In den ostwärtigen, vom Durchgangsverkehr nicht berührten Teil des Friedhofes verlegt, wächst das Mal aus der Mauer heraus und ist damit der stimmungsvollen Anlage in seltener Art verbunden".
Und nun ist das Ehrenmal in zweijähriger Arbeit fertiggestellt worden und wird am 13. November 1955 feierlich eingeweiht. Möge es in seiner einmaligen Art zu uns allen sprechen und uns stets mahnen, das Lebensopfer der unzähligen Gefallenen und Vermißten zu würdigen.
Foto von 2017, Bearbeitung + eArchiv: Dieter Bertsch
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