Sonntag, 16. Dezember 2018

Im ehemaligen Oberhausen: Das Haus der Anna Neubrander ("Stunden-Anna") und der Holzlagerplatz des Zimmereigeschäfts von Friedrich Trudel.


Im Erdgeschoss des Gebäudes (rechts) befand sich über viele Jahre hinweg der s.g. Stundensaal der Altpietisten ("Apis") von Oberhausen.

Ohne das Glaubensverständnis der "Pietisten" lässt sich die Geschichte Württembergs, noch der Evangelischen Landeskirche nicht verstehen. Man trifft dort auf Persönlichkeiten wie Philipp Jakob Spener, den Vater des Pietismus, oder Philipp Matthäus Hahn, einem Pfarrer aus dem späten 18. Jahrhundert. Hahn hielt in Kornwestheim "Erbauungsstunden" ab und legte zugleich als Mechaniker die Grundlagen für die feinmechanische Industrie in Württemberg.

Der Glaube, so sehen es die Pietisten, sollte nicht länger eine Angelegenheit des Kopfes sein und eingeübter Handlungen, der Glaube sollte zur Tat werden. Die "Stunde" zur Bibellektüre soll dabei helfen, dass Herz und Handeln vom Glauben berührt werden. Das ist bis heute der Kern der pietistischen Überzeugung. Das machte die Menschen im armen Württemberg zu fleißigen Tüftlern und Erfindern und stärkte ihre obrigkeitskritische Haltung. Sie legten die Bibel selbst aus und verließen sich nicht mehr allein auf die Predigt des Pfarrers. Die Obrigkeit wird an der Rechtgläubigkeit gemessen. Das gilt für die geistlichen und auch für die weltlichen Oberhäupter.

Durch das Pietistenreskript von 1743 und dessen Bestätigung unter Landesbischof Theo Sorg, im Jahr 1993, wurden die Pietisten zur festen Größe innerhalb der württembergischen Landeskirche. Der Pietismus bekam dadurch offiziell ein verantwortliches Heimatrecht in der Landeskirche und verhinderte somit eine separatistische Absonderung. In anderen Landeskirchen organisierten sich die Pietisten teilweise in freien Kirchen.

Textauszüge aus diversen Rechercheunterlagen.
Bildauszug von einem Foto aus dem GHV-Archiv                                                          Bearbeitung + eArchiv: Dieter Bertsch

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