Sonntag, 2. April 2017

1945: Einmarsch, Umsturz, Besetzung, Befreiung: Die furchtlosen und mutigen Frauen von Holzelfingen.


Zusammenrottung der Holzelfinger Frauen, im April 1945:

Die Bürger hatten den Evakuierungsbefehl der Kreisleitung allgemein mißachtet. Sie erklärten einstimmig, sie würden den Ort nicht verlassen, sondern ihre Felder bestellen, damit wenigstens Aussicht auf eine Ernte bestünde. Die Stimmung war ohnehin schlecht, und niemand glaubte mehr an die verzweifelten Durchhalteparolen. Man hegte allgemein die Meinung, es wäre besser, wenn die Front über das Dorf hinwegrollte und endlich wieder Ruhe und Frieden herrschten. Die Macht der Partei war gebrochen und die Furcht vor Parteifunktionären gewichen. Als daher im Ort das Gerücht umging, der Ortsgruppenleiter wolle gegen die Besatzung Widerstand aufbauen, taten sich etwa 20 Frauen zusammen und zogen vor die Wohnung des Ortsgruppenleiters. Eine ältere Frau rief:

 "Wenn die Männer nichts tun, müssen wir Frauen eingreifen !"

Sie verlangten, der Ortsgruppenleiter müsse aufs Rathaus kommen und sich dort beim Bürgermeister aufhalten, damit er keine Dummheiten machen könne. Am Abend wurde er dann wieder frei gelassen.

Textauszug aus "Schicksale 1945", Gerhard Junger                                                      Bearbeitung + eArchiv: Dieter Bertsch

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen